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32 Leben
Auf ein Kölsch im Kappes mit Marita Breuer
Die Film- und Theaterschauspielerin liebt das Bodenständige in Nippes
Marita Breuer ist in Düren geboren, hat ihre Schauspielausbildung an der Folk- werde ich immer wieder angesprochen.
Die ist sogar in Japan ein Begriff.
wangschule in Essen absolviert und wohnt seit 15 Jahren in Nippes. Sie spielte die
Ist Nippes für Sie Heimat?
Hauptrolle der Maria Simon in der ersten Staffel der Serie „Heimat“ von Edgar
Köln und Nippes sind meine Heimat.
Reitz. Dafür erhielt sie 1984 den Bayerischen Filmpreis und ein Jahr später den Seit 15 Jahren wohne ich in Nippes, vor-
her hatte ich eine Wohnung im Agnes-
Deutschen Darstellerpreis. Regelmäßig übernimmt sie Rollen im Tatort oder Soko- viertel. Ich bin einfach sehr, sehr gerne
hier. Ich brauche das Bodenständige
Köln und tritt auch als Rezitatorin auf. Foto: Holger Heock hier. Da ich im Beruf manchmal in den
Wolken schwebe, aber auch immer wie-
Für Nippes: Frau Breuer, die Staffeln der ein Ganzes. Man kommt in den Filmen der Unsicherheiten durchlebe, brauche
Serie Heimat, die in einem imaginären den Menschen so nah, und die Ent- ich dieses Bodenständige, um mich zu
Dorf im Hunsrück spielen, sind für mich wicklungen in der Familie und im Dorf erden. Und ich finde es ganz witzig, dass
das Beste, was jemals im Deutschen Fern- können auch so in der Eifel oder im Ber- wir uns hier im Kappes verabredet ha-
sehen gezeigt worden ist. Ist das auch die gischen Land stattgefunden haben. Die ben.
Serie Ihres Lebens? Filme haben eine große Poesie und sind
Warum?
Dieser Treffpunkt ist wie ein Ritual für
meine beste Freundin und mich. Wenn
es mal brennt, wenn es etwas zu be-
sprechen gibt oder mir nur einfach die
Decke auf den Kopf fällt, dann treffen
wir uns vorne im Schankraum auf drei
Kölsch am Stehtisch. Da sind wir mitten
im Leben, und danach ist die Welt wie-
der in Ordnung.
Was mögen Sie noch in Nippes?
Marita Breuer: Das war schon großartig wie ein guter Roman, der einen auf ei- Nippes ist sehr lebendig und hat eine
damals, ein lebensentscheidender Film ner tiefen menschlichen Ebene berührt. durchmischte Szene. Es wohnen viele
für mich. Ich hatte die Hauptrolle in der Musiker hier, aber auch ganz normale
Geschichte und bin sehr interessanten Stimmt mein Eindruck, dass Sie eine un- Leute; es gibt Kneipen, aber es dürften
Menschen begegnet. Mit dem Filmema- bekannte bekannte Filmschauspielerin noch ein paar mehr Restaurants sein.
cher Edgar Reitz und dem Kameramann sind? Es gibt so kultige Sachen wie den Hei-
Gernot Roll teile ich eine ganz spezielle, mathirsch. Das ist richtig großstädtisch.
gemeinsame Lebenserfahrung. Ich bin schon bekannt innerhalb der Oder das Barfly, wo man wunderbare
Film- und Kulturszene, und die Produkti- Abende verbringen kann. Und natürlich
Woran liegt es, dass nach 30 Jahren die onsfirmen kennen mich natürlich auch. das berühmte Schillplätzchen.
Erinnerungen an diese Filme immer noch Ich werde eher den Arthouse-Filmen zu-
so präsent bei mir sind? geordnet, die in kleineren Programmki- Geht man als Schauspieler eigentlich in
nos gezeigt werden. Ich habe da einen Rente?
Es ist eine sehr emotionale Erzählwei- Sonderplatz, will das aber nicht weiter
se und Emotionen prägen sich ein. Die bewerten. Ich werde auch zu verschie- Nee, das ist völlig absurd. Der Beruf
Serie über das Leben der Familie Simon denen Filmfestivals eingeladen, wie ist ja eine Lebenseinstellung und zwi-
im Hunsrück über vier Generationen zuletzt als Jurymitglied nach Ludwigs- schendurch gibt es immer wieder Leer-
hinweg ist zeitlos und steht als Teil für hafen. Und gerade auf die Serie Heimat zeiten ohne Engagements. Da ist man
ja sozusagen in Rente.
Aber die Rollenangebote werden doch,
je älter man wird, immer weniger?
Das stimmt. Die sind schon dünner

