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8 Kunstorte

und in der Steinbergerstraße Ateliers an-        Spaß und die Kunden sind begeistert,         tener Straße. Heute arbeiten hier auf 640
gemietet hatte und auch Kunstprojekte            wenn sie zur Anprobe kommen“, sagt Di-       Quadratmetern 33 KünstlerInnen mit
zusammen mit Grundschulen durchführt.            plom-Designer Thomas Wien-Pegelow,           dem Schwerpunkt Medien neben- und
„Wir sitzen zusammen, entwickeln neue            der auch Kostüme für Karnevalsvereine        miteinander. „Wir haben hier eine neue
Ideen, ich bekomme für meine Kurse im-           schneidert und seit acht Jahren zur Ate-     Organisationsform ausprobiert“, sagt
mer wieder neue Impulse hier aus dem             liergemeinschaft gehört. „Wir können         Soundkünstlerin Therese Schuleit. Die
Haus.“ Und Dada Peng schlägt vor: „Wir           große Aufträge annehmen, die schnell         Ateliergemeinschaft ist gemeinnützig
könnten uns mehr präsentieren, mit un-           erledigt werden müssen, uns bei Fach-        und wird in Selbstorganisation geführt.
seren Ideen nach außen gehen und uns in          fragen austauschen oder wenn es darum        Eine weitere Besonderheit ist das Gast-
den Stadtteil öffnen.“ Schließlich habe je-      geht, angemessene Honorare zu kalku-         atelier, in dem internationale Künstler
der Künstler einen Bezug zu Nippes, mag          lieren“, zählt Barbara Rüberg die Vorteile   für die Dauer ihres Aufenthalts in Köln
Nippes und fühle sich hier zugehörig. Hei-       der Arbeitsgemeinschaft auf. Konkurrenz      leben und arbeiten. Unterstützung dazu
matverbunden und lokalpatriotisch. „Die          ist ein Fremdwort für die Kunsthandwer-
Nachbarn sind entspannt, die Räume und           ker, denn auf ganz unterschiedliche Auf-     gibt die Rhein-Energie-Stiftung Kultur.
der grüne Innenhof strahlen eine positive        traggeber aus Oper, Musical, Fernsehen       Seit zwei Jahren finden auch regelmäßig
Atmosphäre aus“, sind sich alle einig. Be-       oder Film haben sich die einzelnen Mit-      Filmvorführungen statt, die den Film als
ste Voraussetzungen für kreative Ideen           glieder der Ateliergemeinschaft speziali-    künstlerisches Medium in den Mittel-
und kulturelle Ereignisse.                       siert. Zusammen mit Nana Roßbach hat         punkt stellen. (siehe Seite 45). 	 mac
                                                 Rüberg im Sommer 40 Bühnenkostüme
Alte Zuckerwarenfabrik                           für die Tänzerinnen des Friedrichstadtpa-
                                                 lastes in Berlin entworfen und genäht.
Wo in den 1950er Jahren noch Bonbons             „Deshalb gibt es auch nichts, was wir
und Schokolade hergestellt wurden,
hat sich vor zwölf Jahren die „Atelierge-                     nicht machen, von der Hand-
meinschaft für Mode und Kostüm“ am                            tasche bis zu den passenden
Niehler Kirchweg ausgebreitet. Aktuell                        Schuhen“, erklärt Wien-Pege-
arbeiten auf 340 Quadratmeter Ulrike                          low. Das kann dann schon mal
Janich, Kristin Jung, Kristine Lomidze,                       so weit gehen, dass eine Ver-
Saskia Meyer, Monika Odenthal, Nana                           kleidung für einen wandeln-
Roßbach, Barbara Rüberg, Monika Wall-                         den Payback-Punkt gestaltet
berg und Thomas Wien-Pegelow als                              werden muss oder ein über-
Damen- und Herrenschneider, Diplom-                           dimensionales Seepferdchen.
                                                              Kein Problem, denn Fachwis-
Barbara Rüberg, Monika Wallberg, Frauke Seemann               sen und Erfahrung ist mehr
und Nana Roßbach                                              als genug in der alten Zucker-
                                                              warenfabrik vorhanden. „Nip-
Designer oder Modedesigner und schaf-                         pes ist im Umbruch und sol-
fen Kostüme für Fernsehproduktionen,             che Nischen für Künstler wie hier werden
die Werbeindustrie oder für die eigene           leider weniger“, sagt Frauke Seemann,
Modeboutique. Ein kleines Atelier hat            die als Malerin mit ihrem kleinen Atelier
auch noch die Malerin Frauke Seemann.            eher eine Ausnahmestellung unter den
Hell sind die ehemaligen Fabrikräume             HandwerkerInnen hat. Doch die alte Fa-
und zwischen Bügel- und Zuschneide-              brik ist eine sichere Bank als Kunstort.
tischen, Nähmaschinen und Knopfloch-
automaten, Stoffrollen, die sich bis unter       Neue Medien in alter Fabrik
die Decke türmen, und Schnittvorlagen
hängen halbfertige Kostüme und schrille          Unter dieser Überschrift berichtete das
Bühnenoutfits. „Das Arbeiten hier macht          Stadtteilmagazin Für Nippes im Frühjahr
                                                 2010 über die neu eingerichteten Künst-
                                                 lerateliers im obersten Stockwerk der
                                                 ehemaligen Opekta-Fabrik an der Xan-
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