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Titelstory  5

che noch ein wenig Zeit, um mich von
den alten Räumen zu verabschieden.“

Glaserei Lessür behauptet sich

Von ehemals vier Glasereien in Nippes ist    schon der Aufwand zum Bestimmen des
jetzt noch die Firma Lessür an der Niehler   Glases hoch sei. Das habe auch mit den
Straße übrig geblieben, die 1983 von Re-     geänderten Bauvorschriften zu tun. „Seit
nate Rüssel gegründet wurde. Rüssel be-      1995 die erste Wärmeschutz-Verordnung
deutet rückwärts gelesen Lessür. So ent-     in Kraft trat, hat sich das Glas-Handwerk
stand der Firmenname. Geschäftsinhaber       komplett verändert.“ Es gibt immer we-
Heinz Jaeger – Sohn der Firmengründerin      niger Einfachverglasung, Isolierglas ist
- und sechs Mitarbeiter behaupten sich       der Standard. Der Beruf ist dadurch kör-
mit ihrem Angebot von Neuverglasungen        perlich anstrengender geworden und
und Reparaturen weiterhin am Markt,          die Ausführung der Arbeiten komplexer.
der immer anspruchsvoller geworden           „Die Scheiben sind dicker geworden, die
                                             Abmessungen größer und das Glas damit
ist. „Die Kunden sind sensibler“, erklärt    schwerer“, erklärt Jaeger. Der technische
Jaeger. „Durch das Internet sind Preis-      Aufwand sei höher, die Anforderun-
vergleiche möglich, auch mit dem Ange-       gen an die Mitarbeiter gestiegen. „Und
bot von Baumärkten, mit dem wir nicht        weil Glaser nicht üppig verdienen, wird
mithalten können.“ Denn jeder Auftrag        es immer schwieriger, gutes Personal
sei individuell, benötige jeweils ein indi-  zu bekommen.“ Regelmäßig bildet der
viduelles Angebot, das erstellt werden       Handwerksbetrieb daher selber aus. Ans
muss. „Beim Versicherungsschaden ist es
häufig so, dass drei Angebote eingeholt      Aufhören denkt der 51-Jährige aber nicht.
werden und nur das günstigste bezahlt
wird. Zwei Glaser haben dann umsonst         „Glas ist einfach ein toller, aber auch an-
gearbeitet.“ Zudem sei der Beruf sehr
viel technischer geworden. „Mittlerweile     spruchsvoller Werkstoff“, schwärmt Jae-
brauchen wir zum Bestimmen der Dicke
von Isoliergläsern teure Messgeräte“,        ger, „der in den letzten 30 Jahren in der
sagt Jaeger. „Früher reichte es, wenn der
                                             Architektur eine viel größere Rolle spielt.“

                                             Und jeder Tag in der Firma sei anders. „Ich

                                             habe andere Kunden vor mir, eine andere

                                             Ausführung ist notwendig. Dabei wird es

                                             nicht langweilig.“ 	               mac

                                             „Kunst in Nippes ist für mich ...

Meister am Glas geklopft und gefühlt         ... die Aktion
hat. Dann war klar, um welche Qualität       ´Kunst im Baum`
es sich handelt.“ Heute gebe es so viele     im Afrika-Viertel.“
unterschiedliche Sorten, so dass allein      Susann Kaminski
                                             (32)
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