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4 Titelstory
Die letzten Glaser verlassen das Viertel
Nach 97 Jahren schloss Glaserei Doergens ihre Pforten – Firma Lessür bleibt übrig
Ende Mai hat die alteingesessene Firma an der Neusser Straße/Ecke Auerstraße
ihren Betrieb eingestellt. Private Gründe hätten den Ausschlag gegeben, sagt Se-
niorchefin Margret Herold. Eine einzige Glaserei von einstmals vier Betrieben ist
im Stadtteil noch übrig geblieben. Fotos: Biber Happe
Das große braune Eckhaus mit der mäch- gaben schließlich den Ausschlag für die
tigen Kastanie davor ist unverwechsel- Schließung. „Es traf sich wunderbar, alles
barer Bestandteil von Nippes und Teil passte. Das hat uns den Abschied erleich-
tert“, sagen die
beiden Chefinnen
übereinstimmend.
Dabei konnte sich IGnEGdSEeTSArTL1A0TLUT0UNQNGGuVaVIdSISrIITaTEtEmNNKeAteRRrTTEgEroßen Werk-
hat die Firma gut sPtHaPYtHtYPHmPYHiSYtSIOIaOTnTHgHEeERsRAcAhPPIlIEosBsLLeÜÜnCCeHHnEERRBSSTüTRrRoAASsSSEiSsEt
in den bewegten nLoALcYAhOYUvOiTUeTl >v>oKnK22der alten Zeit zu spüren. Da
Zeiten des letzten sSinESIdTEIEdTiE1e1hölzernen Einbauschränke in den
Jahrhunderts be- B12ü.11r21o.01s1.90(9„noch aus den 50er Jahren von
haupten. „Meine Ortloff“) und die große Werkbank mit
Mutter Gertrud zahlreichen Schubladen, die den Raum
hat nacVhERVSEdIROeSNmION rechts vom Eingang beherrscht, und die
Krieg das Geschäft schmalen Regale für die unterschied-
üvobnernihomreVmm1 eVnV1“a, teerr- lichen Glasscheiben. „Wir haben daran
gedacht, die ehemalige Werkstatt als Bü-
zählt Herold. „Das ros zu vermieten, aber ganz so weit sind
war nicht einfach, wir noch nicht“, sagt Herold. „Ich brau-
des Entrees in den Stadtteil. Vor 97 Jah- weil sie zwei Kinder hatte und mit ihrem
ren, am 16. Oktober 1917, eröffnete der
Glaskaufmann Gottfried Doergens im Mann, der Assistenzarzt am St. Vinzenz-
eigenen vierstöckigen Haus seine Gla-
serei mit Glas-Großhandel. „Damals war Hospital war, in Viersen lebte.“ Aber mit
Nippes noch Vorstadt mit vielen Fabriken
und Gewerbe. Die Eröffnung mitten im Hilfe eines Teilhabers und „sehr gutem pphh sio
Ersten Weltkrieg hat sich mein Großvater Personal“ konnte der Betrieb weiterge- tthheerapiiee
gut überlegt“, erzählt Margret Herold, die führt werden. Bereits 1959 starb Gertrud
mit ihrer Tochter Jennifer Flor die Firma
bis zuletzt leitete. Doch die Zeiten haben van Bragt und hinterließ ihrer damals erst
sich geändert. Anlieferungen mit Lastwa- 14-jährigen Tochter Margret als Alleiner-
gen sind in der engen Auerstraße schwie-
rig geworden. „Wenn meine Tochter die bin ihren Anteil am Geschäft. Der ältere BBlülücchheerstrraaßßee
Firma übernommen hätte, hätte wir in Bruder war schon im Jugendalter gestor-
neue Maschinen investieren müssen, für
die in der alten Werkstatt allerdings kein ben. Die wirtschaftliche Blütezeit brach GGaabbrriieellee Wissssmmeeieierr
da erst für die Glaserei an. Der Bauboom HHeelglgaa LLiiekennbbrrööcckkeerr
Platz gewesen wäre“, sagt Herold. Ein in den 1960er und 70er Jahren füllte die
gutes berufliches Angebot für die Toch- Auftragsbücher. „Wir hatten sogar eine BBlülücchheerrsstraßee 1166
ter und der Wunsch der Mutter, mit 67 Außenstelle in den Fordwerken und zehn 5500773333 KKööln
Jahren endlich kürzer treten zu können, Mitarbeiter“, erinnert sich Herold. 1970 TTeel l((00222211) 76 66884499
führte sie selbst das Geschäft weiter, in FFaaxx((0022221) 7660077223377
das später Tochter Jennifer eintrat, als ppraraxxisis@@pphy.ddee
Glaskauffrau und Glasermeisterin. „Wir wwwwww.p.phhyy.de
haben später gut von den allen üblichen
Glasarbeiten gelebt“, sagt Jennifer Flor,
„aber das Ladengeschäft war auch sehr Mit vielen guten Wünschen für
aufwendig. Immer musste jemand im das Neue Jahr bedanken wir uns bei
Büro sein.“ Aber diesen Service haben die unseren Patientinnen und Patienten.
Kunden geschätzt und ihrer Glaserei die
Treue gehalten, die weiterhin genügend
Aufträge hatte für die drei weiteren Mit-
arbeiter. „Aber auf lange Sicht hätten wir Blücherstraße 16 . 50733 Köln
in ein Gewerbegebiet abwandern müs- Telefon: 0221 76 68 49
sen“, stellt Flor nüchtern fest. „Die Zeiten praxis@phy.de . www.phy.de
ändern sich eben.“