Page 22 - fuer-nippes_2013-2
P. 22
22 ... aus der Geschichte von Nippes
Nippes: Vom Bauerndorf zum Stadtteil –Teil 2
Vor 125 Jahren wurde Nippes ein Stadtteil von Köln. Wilhelm Eich, der letzte Bür- 1886 wird die ehemalige Bürgermeiste-
germeister von Nippes, war zwar bestrebt, aus dem Vorort eine selbständige Stadt rei Longerich in zwei Gemeinden aufge-
zu machen, aber dazu kam es nicht, obwohl Nippes auch für auswärtige Besucher teilt: Nippes mit Riehl und Mauenheim
schon immer einiges zu bieten hatte. sowie Longerich mit dem Rest der Bür-
germeisterei mit Heimersdorf, Merheim
Köln und Umgebung; Karte von 1890. Die Karte ist nach Westen ausgerichtet; Nippes liegt also rechts. linksrheinisch (heute Weidenpesch),
Niehl und Volkhoven. Grund für diese
Unser Veedel scheint schon recht früh sie belegt, sie fand in der Regel alljähr- Maßnahme war, dass Nippes mehr und
wegen seines Bierausschanks bekannt lich am ersten Wochenende im Oktober mehr zu einem Industrie- und Wohnvor-
gewesen zu sein. Schon im 17. Jahrhun- statt. In der seinerzeit weit verbreiteten ort von Köln geworden war und daher
dert verbot der Kölner Stadtrat seinen „Kölnischen Zeitung“ gab es entspre- mit ganz anderen kommunalpolitischen
Bürgern mehrfach das „häuffige aus- chende Hinweise und viele Nippeser Aufgaben konfrontiert war als die länd-
laufen nach dem außwendig am Nippes Wirte setzten anlässlich der Kirmes lich gebliebenen Dörfer um Longerich.
gelegenen bekännten Bierhaus“, denn Inserate in die Zeitung. Seit 1828 wur- Wilhelm Eich wurde kommissarisch als
es seien durch das dort ausgeschenkte den sogar zur Kirmes große Festzelte Bürgermeister der beiden neuen Kom-
„schädlich dolle Gedränk kundbar grobe aufgebaut. Kern der Nippeser Kirmes munen eingesetzt. Er hatte sich bewährt
Excessen“ entstanden. Trotzdem gab es war ein Fohlenmarkt. Es gab aber auch als staatstreuer preußischer Beamter,
1876 schon vier Brauereien an der Neu- Bälle und Kutschfahrten. Ihre Blütezeit insbesondere bei der Verfolgung „sozi-
sser Straße. erreichte die Kirmes in den 1840er und aldemokratischer Umtriebe“. Viele Ar-
1850er Jahren. Danach verlor sie an Be- beiter hätten sich beispielsweise aus der
Weit über Nippes hinaus bekannt war deutung und war um 1900 praktisch „Werkstätten-Krankenkasse“ des Eisen-
im 19. Jahrhundert die Kirmes. Ab 1814 ist verschwunden. bahn-Ausbesserungswerks abgemeldet
und seien in „Hülfskassen“ eingetreten,
die sozialdemokratisch dominiert seien:
„Eine strenge Controlle der hier errichteten
Zahlstellen, …, erscheint jedenfalls gebo-
ten. Auch dürfte es dringend notwendig
sein, die Arbeiter der Königl. Hauptwerk-
stätte in Bezug auf ihr politisches Ver-
halten Seitens der Eisenbahnverwaltung
strenger als bisher, jedoch nicht durch die
Vorarbeiter, welche mehr oder weniger
der socialdemokratischen Partei angehö-
ren sollen, beaufsichtigen zu lassen, da
nach meinem Dafürhalten die hiesigen
Socialdemokraten mit wenigen Ausnah-
men in der Hauptwerkstätte zu suchen
sind. Zur Hebung der Lage des Arbeiter-
standes ist Seitens der Arbeitgeber in letz-
ter Zeit nichts geschehen.“
(zitiert nach: Rossmann, S. 126).
„Mer hierode in en ärm Famillisch!“
Wilhelm Eich stellte 1886 bei der preu-
ßischen Regierung einen Antrag auf
„Erhebung der Gemeinde Nippes in den
Kreis der Städte“. In dem Antrag strich er
die städtischen Errungenschaften seiner
Gemeinde heraus; unter anderem er-
wähnte er, dass die Häuser von Nippes
bald an die Kanalisation angeschlossen
würden. Dem Antrag wurde jedoch nicht
stattgegeben, vielmehr wurden am 1.
April 1888 Nippes und Riehl zusammen
mit der gesamten ehemaligen Bürger-
meisterei Longerich nach Köln einge-
meindet. Diese Stadterweiterung wurde

