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18 Literatur
Hüseyin, der Deutschländer
Ali-Zeki Koçaslan schreibt ein Buch über das Leben der ersten türkischen Gastarbeiter
Die erste Fassung ist 18 Jahre alt, aber jedes Projekt beansprucht sein eigenes Zeit-
fenster. In diesem Jahr nun hat Ali-Zeki Koçaslan sein erstes Buch veröffentlicht,
den Roman „Hüseyin, der Deutschländer“. Es handelt von der ersten Generation
der Gastarbeiter, die in den 1960er und 1970er Jahren nach Deutschland kamen
und eigentlich schnell wieder weg wollten.
So wie Hüseyin. Er stammt aus einem ersten Romans hat sich der 42-jährige Kenan und Ali-Zeki Koçaslan
Dorf im Osten der Türkei und geht mit Autor die Lebensgeschichte seines Va-
seinem Bruder Ibrahim nach Deutsch- ters genommen: „Es ist unsere Geschich- aufgeben. Mittlerweile sitzt Ali-Zeki im
land, um schnell viel Geld zu verdie- te, die wir auch selber erzählen wollen“, Rollstuhl. Mitte der 90er Jahre, nach
nen. Ibrahim setzt diesen Plan um, sagt dazu Kenan Koçaslan, der ältere dem Ausbruch der Krankheit und dem
Hüseyin nicht. Er bleibt und wird zum Bruder von Ali-Zeki, der bei unserem Abbruch des Studiums setzte sich Ali-
Zeki eher aus Langeweile an den Com-
Deutschländer. Er holt seine Frau Fatma Gespräch ebenfalls da- puter und schrieb die Lebensgeschichte
nach Nippes, seine beiden Kinder wer- bei ist. Denn Kenan kam seines Vaters auf. Doch das Manuskript
den im St. Vinzenz-Krankenhaus gebo- als 13-Jähriger aus der geriet in Vergessenheit und tauchte erst
ren, aber in seiner neuen Heimat ist er Türkei nach Deutsch- vor zwei Jahren bei einem Umzug wieder
nicht wirklich angekommen. Aber auch land, Ali-Zeki mit vier auf. Seine Frau und seine Schwägerin er-
bei seinen wenigen Besuchen in der al- Jahren. „Der Stellenwert munterten ihn, den Roman zu veröffent-
ten Heimat erlebt er die Veränderungen der Familie in der Türkei lichen, der im Bonner Free Pen Verlag
und die Entfremdung. Hüseyin steht da- ist groß, aber viele Ju- erschienen ist. „Ich habe eine Begabung,
mit symbolisch für das Schicksal vieler gendliche mit türkischen mich in Deutsch auszudrücken“, sagt der
Gastarbeiter, die vor rund fünfzig Jahren Wurzeln verstehen ihre Autor bescheiden und viele Leserinnen
nach Deutschland kamen. Eltern nicht mehr und und Leser meinen: Er soll weitermachen,
akzeptieren sie deshalb Ali hat noch mehr drauf.
Doch so ernst wie die Kurzbeschreibung nicht.“ Das wollen die
klingt, ist das 140 Seiten starke Buch kei- beiden ändern, denn Das Buch ist auch erst der An-
neswegs. Ali-Zeki Koçaslan schreibt kurz, sie spüren: „Wir haben fang: Lesungen sind geplant
einfach und treffend, weder anklagend die deutsche Staatsbür- und eine Übersetzung ins
noch wehmütig, sondern mit einem gu- gerschaft und doch sind wir noch nicht Türkische. Und dann sind da
ten Schuss Humor. Zum Vorbild seines wirklich akzeptiert. Wir haben unseren ja noch die vielen Videofilme,
Platz noch nicht gefunden.“ Das Buch die der Vater Kazim Koçaslan
soll insbesondere Jugendliche zum Lesen seit 1986 von seinen Reisen
verleiten, um etwas über ihre Herkunft in die Türkei gemacht hat. Sie
und die Herkunft ihrer Eltern zu erfah- dokumentieren ebenfalls den
ren. Denn eines macht der Inhalt auch Wandel und geben in anderer Form Ant-
deutlich: Die ehemaligen Gastarbeiter worten auf die Fragen der Brüder: Woher
wollen nicht zurück, das Sozialsystem, kommen wir und wohin gehen wir? mac
die Bildungsmöglichkeiten und die Ge- Ali-Zeki Koçaslan: Hüseyin, der Deutsch-
sundheitsversorgung sprechen für ihre länder kostet 9,90 Euro und ist in jeder
neue Heimat. Auch dafür ist Ali-Zeki ein Buchhandlung erhältlich.
Beispiel: Als 20-Jähriger machte er am
Blüchergymnasium Abitur. Das war vor
mehr als 20 Jahren noch außergewöhn-
lich. Er begann Informatik in Bonn zu stu-
dieren, aber aufgrund einer chronischen
Erkrankung musste er diese Berufspläne
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