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8 Tanz

Eine Hochschule mitten im Quartier

Zeitgenössischer Tanz wird seit 1995 in der Schule Turmstraße gelehrt

Kaum zu glauben, aber wahr: Schon seit 1995 ist Nippes Hochschulstandort. Seit-
dem absolvieren junge Leute hier ihr Tanzstudium. Der Standort gehört zur Kölner
Hochschule für Musik und Tanz.

Auch Prof. Vera Sander wundert sich:      sollte. 1995 wurde der Studiengang an          mit Studierenden aus Spanien und den
„Kaum jemand nimmt wahr, dass wir         die Hochschule für Musik überführt             Niederlanden. „Mir ist es wichtig, neben
hier sind.“ Dabei beschreibt sie die An-  und in Nippes die nötigen Räumlich-            der Tanztechnik mit den Tänzern zusam-
                                                                                         men ein Profil zu entwickeln, notwen-
bindung ans Veedel als charmant. „Das                                keiten geschaffen.  dige Fertigkeiten wie beispielsweise die
Angebot an Cafés und Restaurants ist                                 2009, mit der       Kommunikation zu fördern, sich mit der
gut und auch der tägliche Markt gefällt                              Einführung der      Realisation eines Bühnenstücks ausei-
uns.“ Das ist für die Studierenden wich-                             Bachelor-und Ma-    nander zu setzen, mit Licht und Ton und
tig, denn die Ausbildung ist anstrengend                             ster-Studiengänge   auch dem Marketing“, erläutert Sander
und anspruchsvoll – sowohl körperlich                                und eines neuen     ihr Konzept, um den TänzerInnen viel-
als auch geistig. „Wir legen sehr viel                               Kunsthochschul-     fältige Berufsperspektiven zu eröffnen.
Wert auf die individuelle Entwicklung                                gesetzes, wurde     Die 42-jährige gebürtige Dortmunderin
der Künstlerpersönlichkeit“, erklärt                                 der Tanz-Studien-   absolvierte ihre Tanzausbildung in Lon-
Sander, die seit 2009 das „Zentrum für                               gang grundlegend    don, hatte anschließend Engagements in
zeitgenössischen Tanz“ leitet, das eine                              reformiert und      ganz Europa und verantwortete eigene
längere Vorgeschichte hat. 1961 wurde                                das „Zentrum für    Tanzproduktionen.
die Tanzausbildung an der Rheinischen                                Zeitgenössischen
Musikschule – die von der Stadt getra-                               Tanz“ gegründet.    Wer den Hof der
gen wird – etabliert (siehe auch Seite                               Tanz wurde ein      Schule Turmstraße
7). Mehr als dreißig Jahre dauerte es                                größerer Stellen-   betritt, hört häufig
                                                                     wert an der Hoch-   Livemusik aus dem
dann, bis auch das zuständige NRW-Bil-    schule eingeräumt, die seitdem „Hoch-          Tanzstudio im Erd-
dungsministerium erkannte, dass Tanz      schule für Musik und Tanz Köln“ heißt          geschoss, entwe-
eine akademische Disziplin darstellt      und deutschlandweit die größte ist.            der einen Pianisten
und an der Universität gelehrt werden                                                    oder einen Percussionisten, die Korrepeti-
                                          Zurzeit studieren rund 70 Frauen und           toren, die die TänzerInnen im Training be-
                                          Männer in drei Studiengängen in Nip-           gleiten. „Auf diese unmittelbare Zusam-
                                          pes, einem Bachelor- und zwei Ma-              menarbeit mit ausgebildeten Musikern
                                          ster-Studiengängen. Nach zwei Jahren           legen wir sehr viel Wert“, betont Sander,
                                          Grundstudium beginnt die Spezialisie-          „das ist wichtig für das Verständnis fürei-
                                          rung entweder zum Bühnentanz oder              nander, für Tempo-
                                          zur Tanzvermittlung. „Zu den 26 Stu-           und Taktwechsel.“
                                          dierenden des Bachelor-Studiengangs            Wer sich über die
                                          gehören leider nur sieben Männer“, be-         Qualität der Ausbil-
                                          dauert Sander. „Wir streben eine Ausge-        dung selbst ein Bild
                                          wogenheit an, aber da besteht noch viel        machen will, hat
                                          Aufklärungsbedarf.“ Dabei sind die acht        dazu am besten im
                                          Semester des Bachelor of Art-Studiums          Oktober Gelegenheit. Dann finden Auf-
                                          sehr vielseitig, denn neben der Tanztech-      führungen in der Studiobühne statt, die
                                          nik steht auch tanzwissenschaftliches          einmal die Turnhalle der Schule war und
                                          Arbeiten auf dem Stundenplan und die           zu einem kleinen Tanztheater umgebaut
                                          Einbindung in interdisziplinäre Projekte.      werden kann. Eines wünscht sich Vera
                                          In diesem Jahr war das crossover/55/2          Sander ganz besonders: „Mehr Licht und
                                                                                         eine tolle Beschilderung der Schule, damit
                                                                                         uns die Menschen besser finden.“ mac
                                                                                         www.hfm-koeln.de
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