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34 Nachhaltigkeit

Schnäppchen und Ehrenämter

„Das Lädchen“ verkauft Gebrauchtwaren für einen guten Zweck

Im Schatten der Kirche St. Marien am Baudriplatz liegt ein kleiner Laden, der immer
erst nachmittags zum Leben erweckt wird.

„Das Lädchen“ ist eine Verkaufsstelle    Computern“, sagt Rolf Eischeid, der mit      gegen eine Gebühr Möbel oder andere
der Emmaus-Gemeinschaft in Köln. Hier    seiner Frau Mechthilde den Laden seit        Ausstattung wie Bücher am Meter aus-
gibt es Gebrauchtwaren aller Art wie     seiner Gründung 1994 ehrenamtlich be-        leihen.“ Kostümbildnerin Regina Rösing
Kleidung, Hausrat, Bücher und auch ein   treut. „Eine solche Arbeit geht nicht ohne   wird regelmäßig fündig, wenn es darum
reichhaltiges Sortiment an „saisonalen“  eine große Zahl an Freiwilligen“, berichtet  geht, Theaterproduktionen mit kleinem
Waren – von der Christbaumkugel bis      der pensionierte Berufsschullehrer. Er ist   Budget ausgefallen auszustatten.
zum Karnevalskostüm. Verkauft werden     seit Jahren im Vorstand der Emmaus-          „Mein schönstes
Alltagsgegenstände, die andere übrig     Gemeinschaft, macht die Anbrechung           Schnäppchen war
haben, der Erlös kommt Menschen in       des Lädchens und kümmert sich um die         ein Kleid aus den
Not zugute. „Wir nehmen alles an, außer  Einsatzpläne der gut 20 ehrenamtlich ar-     60er Jahren, an
                                         beitenden Verkäuferinnen und Verkäufer.      dem noch das Ori-
                                                                                      ginal-Etikett hing“,
                                         Die Kundinnen und Kunden des Lädchens        erinnert sie sich.
                                         sind vielfältig. „Zu uns kommen Bedürf-
                                         tige genauso wie nicht Bedürftige“, bringt   Fündig wird man im Lädchen immer. Das
                                         es Ehrenamtlerin Gisela Danz auf den
                                         Punkt. „Hier trifft man Menschen, die        liegt nicht zuletzt daran, dass der Wa-
                                         von einer knappen Rente leben müssen
                                         genauso wie solche, die nur zum Stöbern      renfluss extrem hoch ist. „Wir bekom-
                                         kommen.“ Und Rolf Eidscheid ergänzt:
                                         „Zu unseren Stammkunden gehören              men ständig neue
                                         auch Filmproduktionsgesellschaften, die
                                                                                      Waren, die sofort

                                                                                      sortiert und an un-

                                                                                      sere Läden weiter-

                                                                                      gegeben werden“,

                                                                                      erklärt Emmaus-

                                                                                      Vorsitzender Willi

                                                                                      Does. Neben dem Lädchen in Nippes gibt

                                                                                      es noch einen großen Laden in Niehl an

                                                                                      der Geestemünder Straße. Was keinen

                                                                                      Käufer findet, wird ausgemustert und

                                                                                      geht zu den Emmaus-Partnergemeinden

                                                                                      nach Polen oder in die Ukraine.  mx

                                                                                      www.emmaus-koeln.de

                                                                                      „Die Emmaus-Gemeinschaft ist ein

                                                                                      weltanschaulich unabhängiges inter-

                                                                                      nationales Hilfswerk mit aktiver sozi-

                                                                                      alpolitischer Zielsetzung“, so steht es

                                                                                      auf der Website. Hinter diesen kraft-

                                                                                      vollen Worten verbirgt sich Sozialar-

                                                                                      beit in Reinform. Emmaus wurde 1949

                                                                                      von dem französischen Armenpriester

                                                                                      Abbé Pierre ins Leben gerufen. Die Ge-

                                                                                      meinschaft ist offen für Personen, die

                                                                                      – aus welchen Gründen auch immer –

                                                                                      dem Druck der Leistungsgesellschaft

                                                                                      erlegen sind: Obdachlose, Drogen-

                                                                                      abhängige, Alkoholkranke, psychisch

                                                                                      Kranke oder Haftentlassene. Emmaus

                                                                                      kümmert sich um die Vermittlung in

                                                                                      eine Therapie, die Bereitstellung von

                                                                                      Wohnraum und gibt Hilfen beim Ord-

                                                                                      nen persönlicher Angelegenheiten in

                                                                                      Verbindung mit einer sinnvollen Be-

                                                                                      schäftigung.                     mx
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