Page 32 - fuer-nippes_2011-4
P. 32
32 Leben
Auf ein Kölsch im Kappes mit Dr. Laskowski
Der Chirurg ist neuer Chefarzt und erster Gesprächspartner unserer neuen Serie
Er wurde in Marl geboren, studierte in Düsseldorf (!) Medizin und arbeitete zuletzt habe ich es geschafft.
an der Lungenfachklinik in Hemer bei Iserlohn. Der 52-jährige Chefarzt für Thorax-
chirurgie am St. Vinzenz-Hospital ist verheiratet und hat zwei Töchter. Und schief gegangen ist nie etwas?
Doch, natürlich. Es ist alles passiert,
was passieren kann. Das Schlimmste
ist, wenn ein Mensch auf dem OP-Tisch
stirbt.
Wie verarbeiten Sie das?
Die Familie hilft. Ich spreche mit meiner
Frau darüber und wir gehen gemeinsam
den Weg. Es braucht allerdings eine ge-
wisse Zeit, bis ich darüber hinweg bin.
Obwohl mein Hauptarbeitsgebiet Lun-
genkrebspatienten sind. Und die haben
leider häufig eine schlechte Diagnose.
Damit muss ich mich beschäftigen.
Seit 1. Oktober arbeiten Sie am St. Vin-
zenz-Hospital. Haben Sie schon viel von
Nippes gesehen?
Am Wochenende habe ich mir mal ei-
nen Spaziergang gegönnt, und ich gehe
regelmäßig zum Fußball gucken in eine
Kneipe. Ich verschweige jetzt mal mei-
Für Nippes: Herr Dr. Laskowski, dürfen Aber am OP-Tisch steht man doch auch
Ärzte Alkohol trinken? manchmal lang?
Dr. Ulrich Laskowski: Natürlich, aber Ja, aber es wechseln Phasen mit hoher
natürlich nur, wenn kein Dienst ist. Und Konzentration mit Routinegriffen ab.
Kölsch ist ja in Köln eine Art Grundnah- Zum Beispiel der Hautschnitt, bis man
rungsmittel. vor Ort ist oder später das Zusammen-
nähen. Das habe ich so oft gemacht.
Besonders Chirurgen dürfen nicht die
Hände zittern. Wie haben Sie es denn vom Realschüler
(lacht): Och, die stehen doch sowieso zum Chefarzt geschafft?
knietief im Blut, lautet ein gern geäu- Der Beruf des Mediziners reizte mich
ßertes Vorurteil. Aber Spaß beiseite. schon, weil er ein hohes Ansehen hat,
Für die Chirurgie ist viel Erfahrung not- interessante Anforderungen bietet, und
wendig. Aber Chirurg war immer mein weil ich die Chance, die sich mir bot, er-
Wunschbild. Vielleicht, weil die Chi- griffen habe.
rurgen so viel Bezug zum Handwerk-
lichen haben. Mein Vater war Maurer. Das müssen Sie näher erklären.
Schon in der Schule und später im Stu-
Wie kam es dann dazu, dass Sie Arzt ge- dium habe ich erkannt, dass ich etwas
worden sind? erreichen kann, wenn ich fleißig bin
Tja, wirklich abzusehen war das nicht. Ei- und das auch erreichen will. Als ich den
gentlich wollte ich Fußballer, Astronaut Studienplatz hatte, habe ich mir gesagt:
oder, das gab es noch zu meiner Kinder- o.k., ich probiere es.
zeit, Dampflokomotivführer werden.
Denn ich war Realschüler, bin auch einmal Haben Ihre Eltern Sie unterstützt?
sitzen geblieben. In den Ferien habe ich Ja, meine Mutter ist auf den Markt ge-
bei meinem Vater auf dem Bau gejobbt. gangen und hat Blumen und Fisch ver-
Obwohl ich viel Sport gemacht habe, tat kauft, um mein Studium mit zu finanzie-
mir nach einem Tag richtig der Rücken ren. Das Physikum, also das Vorexamen,
weh. Da kam ich zum ersten Mal ins Grü- habe ich dann daheim in Marl in der Ga-
beln, ob Maurer das Richtige für mich sei. rage ganz groß gefeiert. Ich wusste, jetzt

