Page 20 - fuer-Nippes_2011-3
P. 20
20 ... aus der Geschichte von Nippes
Die Clouth-Werke - Teil 1
Geschäftsgründung und Fabrikbau in Nippes
Die Geschichte der Clouth-Werke, die nach dem Eisenbahn-Ausbesserungswerk Firmenchef auch Fachbücher zum The-
der zweitwichtigste Arbeitgeber in Nippes waren, beginnt in der Kölner Innen- ma Gummi.
stadt. Dort wurde Franz Clouth, der spätere Firmengründer, am 18. Februar 1838 in
einem Haus am Neumarkt geboren. 1880 wurde mit der Produktion von
Tauchapparaten für die Tiefseetauche-
Seine Eltern waren der Druckereibesit- zunächst in der Sternengasse wohnen. rei begonnen. Mit einigen dieser Vor-
zer Wilhelm Clouth und dessen Ehe- Franz Clouth pflegte zu Pferd zu seiner richtungen wurde Clouth 1887 Alleinlie-
frau Anna Maria geborene Ritter. In Fabrik in Nippes zu reiten. 1879 zog die ferant der kaiserlichen Marine. Offenbar
der Druckerei, der Firma Büscheler &
Compagnie, ließ Karl Marx seine „Neue
Rheinische Zeitung“ drucken – was den
Inhaber veranlasste, sich in einer Zei-
tungsanzeige ausdrücklich vom Inhalt
dieser Zeitung zu distanzieren.
Sein Sohn Franz Clouth wuchs in en- Ansicht der Fabrik 1873 mit Reiter gehörte er zu dieser Zeit auch zu den Ho-
gem Kontakt mit der Handels- und Ge- noratioren der Gemeinde Nippes. Denn
schäftswelt seiner Zeit auf, lehnte es gesamte Familie, zu der mittlerweile fünf 1885 wurde Franz Clouth in den Nippeser
aber ab, in den väterlichen Betrieb ein- Kinder zählten, nach Nippes, in das Haus Gemeinderat gewählt, war wahrschein-
zutreten. Nach verschiedenen geschäft- Florastraße 44. Heute trägt es die Haus- lich an der Eingemeindung von Nippes
lichen Aktivitäten übernahm er 1860 die nummer 105. Später befand sich hier das nach Köln (1888) maßgeblich beteiligt.
Interessenvertretung einer englischen Nippeser Standesamt. Franz Clouth ließ
Gummiwarenfabrik, eröffnete dann nur wenige Jahre später auf dem Werks- Etwa um 1890 richtete Clouth als einer
aber schon 1862 ein eigenes „Comptoir“. gelände der Firma eine repräsentative der ersten Gummifabrikanten ein eige-
Er betrieb nicht nur die Vertretung eng- Villa für seine Familie bauen. nes Labor ein, das der Forschung und der
lischer Gummiartikel, sondern auch den Qualitätssicherung dienen sollte. Die Fir-
Verkauf eigener Gummiwaren. Das Gummiwerk in Nippes wuchs. 1870 ma war bestrebt, Reklamationen auf ein
waren dort bereits 70 Personen beschäf- Mindestmaß zu beschränken.
Diese Niederlassung wechselte ver- tigt. 1872 wurde eine Dampfmaschine
schiedentlich ihre Adresse. 1870 wur- angeschafft und ein hoher Schornstein ... in der nächsten Ausgabe geht es weiter!
de schließlich das Haus Sternengasse gebaut. Im selben Jahr wurde die Firma in
3 bezogen. Dessen Hauszeichen, ein eine Offene Handelsgesellschaft (OHG) Winfried Schumacher
fünfzackiger Stern, wurde später zum umgewandelt. Der bisherige Prokurist www.archiv-koeln-nippes.de
Carl Vorberg wurde Teilhaber.
Firmenzeichen der Quelle:
Firma Clouth. Im Das erfolgreichste Produkt war in dieser Franz Clouth Rheinische Gummiwarenfabrik AG
Jahre 1864 stand Zeit „Franz Clouth‘s unverschleißliche (Hrsg.): Clouth 1862 | 1962 - Wagnis Arbeit Erfolg / 100
der Betrieb im Köl- Caoutchuc-Copierblätter“, ein Artikel, Jahre Clouth; Köln 1962
ner Adressbuch der sich bis zur Erfindung von Kopierge- Backhausen, Manfred: Leben in Nippes – Arbeiten bei
mit der Bezeich- räten gut verkaufte. Außerdem wurden Clouth. Aus der Clouth‘schen Familien-, Sozial- und In-
nung: „Franz Gummiwalzen, Gummireifen, Hosen- dustriegeschichte; Pulheim 2005
Clouth, Commis- träger, Radiergummis und vor allem Archiv für Stadtteilgeschichte Köln-Nippes e.V. (Hrsg.):
sionsgeschäft in Milchflaschensauger hergestellt. In den Loss mer jet durch Neppes jon. Der Stadtteilführer; Köln
Gummiwaren zu Jahren 1873 bis 1899 veröffentlichte der (3. Aufl.) 2010
technischen Zwe-
cken“.
Im Jahr 1868 begann die Umsiedlung
der Firma nach Nippes, auf ein erwei-
terungsfähiges Gelände am „Niehler
Weg“, heute die Niehler Straße. Das
war die erste und letzte Adresse. 1869
war der Umzug abgeschlossen. Die
Familie des Firmengründers - er war
inzwischen zur altkatholischen Kirche
übergetreten und in zweiter Ehe mit
Josefine Baum verheiratet - blieb aber

