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18 Mein Standpunkt
Nippes = Wasser in der Flussrinne
Ist das die Lösung?
Seit 20 Jahren beschäftigt sich der Stadtteilforscher Reinhold Kruse mit der Frage Aus dem Jahr 1779 ist erstmals seine Aus-
nach der ursprünglichen Bedeutung des Ortsnamens „Nippes“. Seine Antwort – dehnung metergenau dokumentiert. Die
die er hier erstmals veröffentlicht - stützt er auf die von der Natur geformten land- Landkarte zeigt das nördliche Ende des
schaftlichen Gegebenheiten vor Ort: Nippes bezeichnet das Wasser, das in einer Weihers am Niehler Kirchweg, das süd-
Flußrinne des Rheins stand. Das Nippeser Tälchen ist der Rest dieser Rinne. Die liche Ende befand sich an der Neusser
Landmarke war derart prägend, dass ihre Bezeichnung zum Ortsnamen wurde. Straße gegenüber der Einmündung in
die (heutige) Scharnhorststraße.
Ausgangspunkt für meine Beschäfti- an die zahlreichen Ortsnamen, in denen
In einer Flurkarte aus dem Jahr 1610 sind
gung ist jene Urkunde von 1549, in der der Berg oder das Tal eingearbeitet sind. südlich der Einmündung der Mauen-
heimer- und Florastraße in die Neusser
zum ersten Mal die Ortsbezeichnung Bei der Suche nach einer „natürlichen“ Straße zwei Häuser eingezeichnet. Da-
ran vermerkt: „Nippes“.
belegt ist. Da heißt es „Nyppis“ bezie- Erklärung für „Nippes“ stieß ich auf den
Eines der Häuser bewohnte wohl der be-
hungsweise „der Wyrt am Nippis“ in- Geometer-Kataster Mathias Buyx aus reits in der Urkunde von 1549 erwähnte
„Wyrt am Nippis“. Die Gebäude standen
nerhalb der Herrlichkeit Mauenheims. Geldern. Er schrieb 1869 in seiner Arbeit auf der Böschung des Flussbettes und
am südlichen Ende des Weihers. Nach
In den folgenden Jahrhunderten bis über niederrheinische Flurnamen, die meiner Deutung also „am Nippes“, am
Wasser in der Rheinrinne.
zum Ende des 19. Jahrhunderts ist in er auf ihren Ursprung hin untersucht
In diesem Zusammenhang ist es interes-
hatte: „Der Name sant zu wissen, dass die ersten Häuser
im Kreuzungsbereich der Niehler Straße
Niep deutet auf mit der Flora Straße „am kleinen Nippes“
genannt wurden. Ich meine, weil sie an
ein sumpfiges, einem „kleinen Wasser in der kleinen
Rheinrinne“ standen, die entlang des
wässriges Terrain Beuelsweges verlief.
hin und kommt Die Tatsache, dass das Wörtchen „am“
im Zusammenhang mit „Nippes“ Ende
nur vor bei sump- des 19. Jahrhunderts nicht mehr benutzt
wurde, führe ich darauf zurück, dass in
figen Gründen den zwei Jahrzehnten nach der Einge-
meindung von Nippes nach Köln (1888)
und verlande- diese Rinne und damit der Weiher ver-
füllt und überbaut (Erzberger- und Leip-
ten Flussbetten.“ zigerplatz) wurden. Zugleich entfernte
sich die Bebauung von Nippes immer
Noch heute finden weiter von der Rinne, in Richtung der
südlich gelegenen Kölner Innenstadt.
sich zum Beispiel Reinhold Kruse
bei Neukirchen- Was halten Sie davon?
Vluyn die Namen Was halten Sie von der These von
Reinhold Kruse zur Herkunft des Na-
Niepkuhlen und mens Nippes? Haben Sie vielleicht
eine andere Theorie? Schreiben Sie
Brucksche Niep. uns. Wir sind gespannt auf Ihre Mei-
nung.
So nennt man dort leserbriefe@fuer-nippes.de oder Re-
daktion Für Nippes, Wilhelmstraße 40.
Der Ausschnitt der Landkarte von 1882/83 zeigt die Rheinrinne und das Über- die stehenden Ge-
schwemmungsgebiet (blau eingefärbt)in Nippes und Riehl. Das Rheinhochwas- wässer in einer al-
ser hatte sie vollständig geflutet. Nippes lag „am Nippes“, am Wasser in der ten Rheinrinne.
Rheinrinne.
Dokumenten immer wieder die Rede Genau diese natürlichen Gegeben-
von „am Nippes“ in unterschiedlichen heiten, „sumpfiges, wässriges Terrain,
Schreibweisen: Nibes, Nipes, Nips, Nep- verlandete Flussbette“, lassen sich hier
pes, Nippes, Nieppes, Neipes, Niepis. vor Ort über Jahrhunderte ebenfalls
Noch 1877 hieß es in einer Wohnungs- nachweisen. Parallel zur Flora- und
anzeige in der Kölnischen Zeitung: „Zu Mauenheimer Straße verlief eine bis zu
vermiethen am Nippes“. Man wohnte sechs Meter hohe Böschung. Sie trennte
oder war nicht „in“ Nippes, sondern das „Nippeser Hochgebiet“ (Areale süd-
„am“ Nippes. Dieses Verhältniswort lich der beiden genannten Straßen, von
„am“ weist darauf hin, dass hier etwas dem „Nippeser Tiefgebiet“ (nördlich der
in der Landschaft stand oder lag, was beiden Straßen).
man „Nippes“ nannte. Es muss etwas
über Jahrhunderte sehr Markantes und Das Tiefgebiet war über Jahrtausende
Beständiges gewesen sein. Es bot eine ein natürliches Überschwemmungsge-
Orientierung. Die Topographie einer biet des Rheins. Hier hinein hatte sich
Landschaft spielt bei der Frage nach der Strom entlang der Flora- und der
dem Ursprung von Ortsnamen oft eine Mauenheimer Straße eine Rinne ge-
wichtige Rolle. Das, was die Menschen graben. Das Nippeser Tälchen ist der
in ihrem Siedlungsraum vorfanden, letzte sichtbare Rest dieser Rinne in der
ließen sie oft in die Benennung ihres Landschaft. In dieser Rinne stand über
Wohnortes einfließen. Denken wir nur Jahrhunderte ein Gewässer, ein Weiher.
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