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Familien und Kinder 5
Es braucht ein ganzes Dorf...
Betreuungssituation für Kleinstkinder
„Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen.“ In diesem afrikanischen einige Forderungen und Anregungen:
Sprichwort steckt auch für den Stadtteil Nippes eine Menge Wahrheit. Denn ge- „Der optimale Erzieher-Kind-Schlüssel
rade die außerfamiliäre Betreuung von Kleinstkindern unter 3 Jahren (u3) braucht liegt bei 1:3“, wurde als Qualitätsmerk-
noch viele kleine „Dörfer“ im Veedel, um dem Qualitäts- und Quantitätsanspruch mal hervorgehoben. „Die Ausbildungs-
aller Beteiligten zu genügen. kapazitäten pädagogischer Berufe müs-
sen jetzt ausgebaut werden“, bestätigt
In Nippes gibt es zur Zeit knapp 220 auf einen Kleinstkind-Betreuungsplatz die aktuellen Aktivitäten der Stadt.
nach KiBitz (Kinderbildungsgesetz) ge- in Kraft. „Im Februar 2009 beschloss der „Eltern brauchen reelle Wahlmöglich-
förderte Kita-Plätze für bis zu Dreijäh- Rat der Stadt Köln eine Betreuungsquo- keiten durch die finanzielle Gleichstel-
rige, dazu kommen 41 Tagesmütter, die te von 40 Prozent,“ referierte die Dezer- lung von Tagesstätte und Tagespflege“,
durchschnittlich vier Kinder betreuen. nentin für Bildung, Jugend und Sport, Dr. ein bisher eher vernachlässigtes The-
Der tatsächliche Bedarf ist weit höher. Agnes Klein, während einer Fachtagung ma. „Tagesmütter und -väter müssen
stärker qualifiziert werden“, ist auch ein
der Initiative „Leit- Wunsch aus den eigenen Reihen. „Die
bild Köln 2020“ im individuelle Förderung der Kinder muss
Januar im Histo- ganz oben stehen“ und „Mehr integra-
rischen Rathaus. tive Betreuungsplätze“, standen bei den
„Der wahrschein- Diskussionen an oberster Stelle.
liche Bedarf liegt
bei 50 Prozent“, Wenn in Köln und NRW der Wahlkampf
ist sie überzeugt. für die Landtagswahlen im Mai losgeht,
In einer deutsch- wird die Betreuung u3 sicher eines der
landweiten Um- großen Themen sein. Man darf auf die
frage des Forsa- Vorschläge und Versprechungen der Po-
Instituts erklärten litiker aller Parteien gespannt sein. ak
66 Prozent aller
befragten Eltern,
sie wollen eine u3-
Betreuung nutzen.
„Wir haben auf der Basis der Bevölke- Zur Zeit liegt die Betreuungsquote in
rungsprognose für Köln geplant, doch in Köln bei cirka 24 Prozent (andere Quel-
Köln gibt es einen wahren Baby-Boom, len sprechen von 21 Prozent), das ent-
der so nicht vorhersehbar war,“ sagt spricht knapp 6.300 Plätzen. Agnes Klein
Herbert Gringmuth-Held, Projektleiter geht davon aus, dass eine Gesamtzahl
für die Ausbauplanung des Platzange- von 10.200 Plätzen nötig sei, wobei die
botes für Kinder unter drei Jahren im beiden Säulen Tagesstätte (80 Prozent
Dezernat für Bildung, Jugend und Sport, der Plätze) und Tagespflege (20 Prozent
mit einem lachenden und einem wei- der Plätze) gleichermaßen ausgebaut
nenden Auge. Auf der städtischen War- werden müssen.
teliste für Kitas und Tagespflege stehen
zur Zeit etwa 250 Kinder. Zwar würde „Wer soll das bezahlen?
die Zahl der Plätze, auch durch kleinere Wer hat soviel Geld?“
Anbieter und Elterninitiativen, stetig
steigen und auch die integrativen Plät- Woher die benötigten Mittel in Höhe
ze seien im Aufbau. Aber das nächste von 70 Millionen Euro kommen sollen,
Problem stehe schon ante portas, gibt weiß niemand. Die Stadt Köln verweist
Gringmuth-Held zu bedenken: „Bis 2013 auf ihre Finanznot und hat sich einer
werden in Köln circa 800 Erzieherinnen Klage anderer Städte gegen das Land
fehlen. Die Ausbildungskapazitäten in NRW wegen mangelnder Mitfinanzie-
Köln sollen kurzfristig erhöht werden. rung angeschlossen.
Bis ins Ruhrgebiet hinein reichen die Be-
mühungen der Stadt schon jetzt, Fach- Es geht nicht alleine darum, neue Kitas
kräfte zu rekrutieren.“ zu bauen. Investitionen in die Qualität
frühkindlicher Bildung und Betreuung
Der Countdown läuft: Am 1. August 2013 hatten einen hohen Stellenwert bei den
tritt der (einklagbare) Rechtsanspruch Arbeitsgruppen der Fachtagung. Hier