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Wohnen in Nippes 5
Wohnexperiment Villa Stellwerk
Selbstfindungsprozess der Bewohner inklusive
Familie Grützmacher-Raven zieht von Nippes nach Nippes. „Wir haben ein Haus Rahmen eines Förderprogramms für
gesucht, wo Kinder erwünscht sind“, sagt Hanna Raven. „Und wir wollten in Nip- 20 Jahre übernimmt. „Die Nachfrage
pes bleiben und freuen uns, dass wir vor dem Einzug schon die Nachbarn kennen“, nach diesen besonderen Wohnformen
ergänzt ihr Mann Nils Grützmacher. Gefunden hat die junge Familie – Tochter Lina steigt“, sagt Elmar Lieser, Sozialmana-
ist drei Jahre alt, das zweite Kind wird im Oktober auf die Welt kommen – ihr neu- ger der GAG. „Und da die GAG sich als
es Zuhause im Mehrgenerationenhaus „Villa Stellwerk“, das zur autofreien Sied- gemeinnützig versteht und die Kölner
lung gehört. Bürger mit Wohnraum versorgen will,
gehören solche Projekte natürlich auch
in unser Angebot.“
Konflikte nicht unterschätzen
Schon ein halbes Jahr vor dem Einzug
waren die Wohnungen der Villa Stell-
werk belegt, seit mehr als einem Jahr
plant ein Bewohnerverein das zukünfti-
ge Zusammenleben. „Es war ein span-
nender und auch schöner Prozess zu
sehen, wie sich die neuen Bewohner
zusammengerauft haben“, berichtet
Frieda Stahmer von der „Agentur für
Wohnkonzepte“. Das Büro moderiert
diesen speziellen Selbstfindungspro-
zess der Bewohner im Auftrag der GAG.
„Es treffen schließlich unterschiedliche
Kulturen aufeinander, unterschiedli-
ches Engagement und die Konflikte
darf man auch nicht unterschätzen“,
ergänzt die Sozialpädagogin. „Schließ-
Mehrgenerationenhäuser sollen das Kontrola, das Haus bezugsfertig sein. lich geht das Ganze ja über eine nette
bieten, was in unserer Gesellschaft mit Gebaut wird es nach den Plänen des Nachbarschaft hinaus und die Bewoh-
dem Zerfall der Großfamilien in den Kölner Architekten Andreas Schönborn. ner bestimmen schließlich, wer bei ei-
letzten Jahrzehnten verlo- nem Mieterwechsel einziehen darf.“ Es
ren gegangen ist: ein ge- Ein Gemein Mit Familie Grützmacher- gibt bereits eine Warteliste. Ein Thema
nerationenübergreifendes schaftsraum für Raven werden weitere zehn war jedoch ziemlich schnell vom Tisch –
Netzwerk, das zugleich ein alle. Nicht nur Familien – insgesamt 15 Kin- das eigene Auto. „Die Bewohner haben
neues nachbarschaftliches an Regentagen. der und 23 Erwachsene – das keine Autos und wollen auch keine“,
Miteinander schafft. Ältere Mehrgenerationenhaus bezie- fasst Stahmer das Ende der Diskussion
Menschen können die Ersatzgroßeltern hen. Die GAG Immobilien AG vermietet zusammen. mac
für die jüngsten Hausbewohner werden die öffentlich geförderten Wohnungen,
und Senioren profitieren vom Wissen benötigt wird dafür ein Wohnberechti- GAG-Wohnungen für Be-
hinderte
der Jüngeren, wenn sie PC und Internet gungsschein. Zum Projekt gehört auch
neu für sich entdecken. „Ich stelle mir ein 60 qm großer Gemeinschaftsraum,
vor, dass wir auch bei Regentagen in ei- dessen Grundmiete die Stadt Köln im
nem Gemeinschaftsraum mehr zusam- Ebenfalls im November werden Men-
men mit den Kindern machen können schen mit geistiger Behinderung in
als in den Wohnungen“, sagt Raven. die Nachbarschaft der Villa Stellwerk
ziehen. Die GAG stellt im selben Neu-
Am äußersten Ende eines mehr als 100 bau im Erdgeschoss 13 Mietwohnun-
Meter langen Gebäuderiegels an der
Straße „Am Alten Stellwerk“ befindet gen von 40 bis 81 qm für die neuen
sich die Villa Stellwerk. Das viergeschos-
sige Haus (plus Staffelgeschoss) bietet Bewohner bereit, die berufstätig sind.
Platz für 15 Wohnungen von 42 bis 106
Quadratmeter Größe. Bis November Mitarbeiter des neuen Caritas-Zen-
wird, so der Investor, die Kölner Firma
trums in der Merheimer Straße wer-
den die Menschen je nach Wunsch
Familie Grützmacher-Raven: (v.li.) Lina, Nils Grütz- und Hilfsbedürftigkeit ambulant ver-
macher und Hanna Raven
sorgen. mac