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6 Kunst
Was vom Festival übrig blieb
Viertes „Cityleaks Urban Art Festival“ hinterlässt deutliche Spuren an den Wänden
Sie haben einen prominenten Platz, die beiden großen Wandgemälde an der Rück- haltiges und kreatives Zusammenleben
zu finden.
seite des Kaufhof-Gebäudes. Sie sind im Spätsommer im Rahmen des vierten Ci-
Wer aufmerksam durch Nippes geht,
tyleaks Festivals entstanden. Die Erlaubnis, die vorher tristen Wände zu bemalen, findet weitere Wandbilder, die während
der vergangenen Cityleaks Festivals ent-
haben sich die Veranstalter vom Besitzer der Immobilie geholt. Insbesondere das standen sind. Da ist zum Beispiel das Bild
mit dem Titel „Diary“, das der Künstler
rechte Mural ist mit seiner Konsumkritik und den abgebildeten Kleinkindern für
SatOne aus München 2013 an eine Haus-
manchen Betrachter kein leichter Anblick. Aber das Bild regt zur Diskussion an, wand an der Merheimer Straße in Höhe
der Werkstattstraße gemalt hat. Wer es
und das ist eine Aufgabe, die Kunst hat. Fotos: Biber Happe länger betrachtet, wird nach und nach
die Seiten eines Tagesbuchs, eines Diary,
Das zwölf mal zwölf Meter große Bild der bunten Spielzeugwelt herausholen erkennen. Ebenfalls aus dem Jahr 2013
haben die drei Berliner Künstler Jakob wird. Obenauf sitzt eine Krähe, die be- stammt das schrill-bunte „Astronauten-
Tory Bardou, Veit Tempich und Holger gierig auf die Kinder zu warten scheint. mädchen“ des Spaniers Danjer, das er, ein
Weißflog, die sich 2008 zur Künstlerko- Weniger provozierend ist dagegen auf wenig versteckt, auf die Hauswand an
operative „Innerfields“ zusammenge- der anderen Seite das Bild des Italieners der Neusser Straße 378, fast am Niehler
schlossen haben, innerhalb von wenigen Agostino Iacurci, der einen großen, mit
Tagen auf die Wand gemalt. Das Motiv Figuren verzierten
von Adam und Eva, die verbotenerweise Blumentopf mit
vom Baum der Erkenntnis gegessen ha- Pflanze und Vogel
ben, wird auf zwei Kleinkinder übertra- auf die Wand ge-
gen, die in einem Glaskasten sitzen, der malt hat. Klare For-
Teil eines Spielautomats auf der Kirmes men, treuherzige
ist. Das Mädchen beißt in seinen Para- Figuren und eine
diesapfel, während über dem Jungen be- illustrative Bildwelt,
drohlich der Greifer schwebt, der ihn aus so charakterisiert
Heiko Neitzel von
der Galerie „Die
Kunstagentin“, die
den Künstler nach
Nippes vermittelt
hat, das Mural. „Die
Künstler sind frei in
dem, was sie ma-
chen“, erklärt Neitzel.
„Sharing Cities“, die Städte teilen, war
das Thema des diesjährigen Cityleaks
Festivals, das vom 1. bis 24. September
in Köln stattfand. Seit seiner Premiere im
Jahr 2011 wird es im Zweijahresrhythmus
vom Verein „Artrmx“ mit Sitz in Ehren-
feld veranstaltet und hat von Anfang an
das Ziel, Stadtbewohner für ihre Umge-
bung und die Möglichkeiten, am öffent-
lichen Raum teilzuhaben, zu sensibili-
sieren. Diesmal rückte die Nordstadt in
den Blickpunkt und das Festivalzentrum
befand sich auf dem Ebertplatz, einem
städtebaulichen Un-Ort und mons-
trösen Nicht-Platz, der nach dem Festi-
val zum sozialen Brennpunkt wurde, wo
schließlich sogar ein Mensch sein Leben
verlor. Idee der Festivalmacher ist es, ge-
nau an solche Orte zu gehen, die ein Leck
– englisch leak – ein Loch in der Stadtge-
staltung darstellen, um gemeinsam mit
KünstlerInnen, Laien und ExpertInnen
Möglichkeiten für ein lebendiges, nach-