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4 Titelstory

K(l)eine Lösung mit großer Wirkung

Geparkte Pkw und hoher Bürgersteig behindern Rentnerin mit E-Mobil

Es geht um wenige Zentimeter: Die 78-jährige Rentnerin, die ihren Namen nicht

im Magazin lesen möchte, ist auf ein Elektromobil angewiesen, um ihren Alltag zu

meistern. Vor ihrer Haustür an der Schwerinstraße ist der Bürgersteig jedoch oft

zugestellt, so dass sie mit ihrem Fahrzeug gar nicht durchkommt. Ein abgesenkter

Bürgersteig vor dem Hauseingang brächte Abhilfe – doch um den zu bekommen,

muss sie hart ringen.                      Fotos: Biber Happe, Herbert Clasen

Seit mehr als anderthalb Jahren strei-     lär markierten Plätzen auf der Fahrbahn.      Verwaltung, den Bordstein nicht abzu-
tet sich die gehbehinderte, inzwischen     „Bei der Aufstellung der Poller hatte ich     senken, sondern den Bereich lediglich
78-jährige Bürgerin mit der Stadt. Sie     gedacht, nun wird auch der Bordstein ab-      verstärkt durch das Ordnungsamt zu
kann nur wenige Schritte selbsttätig ge-   gesenkt. Wäre es damals so passiert, hät-     überwachen. Zumindest eine kleine Ver-
hen; ihre Krankenkasse will ihr deshalb    te ich schon seit einem halben Jahr pro-      besserung zum Ist-Zustand beschloss
ein Elektromobil finanzieren. Doch ob      blemlos mein Grundstück per Rollstuhl         man aber doch: Eine weiße Linie auf dem
sie es jemals wird fahren können, steht    betreten und verlassen können.“ Hinzu         Bürgersteig soll zukünftig den Bereich
in den Sternen: Denn vor ihrem Haus ist    kommt, dass das Bürgersteig-Parken auf        markieren, der auf jeden Fall frei bleiben
der Bürgersteig oftmals so zugeparkt,      „ihrer“ rechten Seite sogar illegal ist, je-  muss. Eine Woche später, im Beschwer-
                                                                                         deausschuss des
dass sie mit dem 70 Zentimeter brei-                    doch wegen der Parkplatznot      Rates, unterstütz-
ten E-Rollstuhl nicht bis zur nächsten                  in Nippes geduldet wird.         ten dessen Mit-
Straßenecke oder Bordstein-Absenkung                                                     glieder jedoch die
durchkäme. Zwar hat die Stadt bereits im                Herbert Clasen, ehemaliger       Forderung der Se-
vorigen Jahr vor ihrem Hauseingang zwei                 Grünen-Fraktionschef in der      niorin, dass baulich
Absperrpoller installiert, doch die Bor-                Bezirksvertretung Nippes und     etwas getan wer-
steinkante ist mit 18 Zentimetern für das               seit November 2016 gewähl-       den müsse. Nun
Senioren-Mobil zu hoch. Wäre sie nied-                  ter Seniorenvertreter für Nip-   wird die Vorlage
riger, könnte die Rentnerin die Straßen-                pes, kümmert sich seit Beginn    bald die Bezirks-
seite wechseln, denn auf der linken Seite               seiner Amtszeit um den Fall.     vertretung wieder
der Einbahnstraße befindet sich ein aus-                Er wohnt gleich um die Ecke      beschäftigen – die
reichend breiter, nicht zugeparkter Bür-                und hat die Parksituation auf    Causa E-Mobil ver-
gersteig. Hier stehen die Pkw auf regu-                 der Schwerinstraße gut im        spricht, spannend zu bleiben.
                                                        Blick. Nur einmal, berichtet
                                                        er, sei ein Knöllchen wegen zu   Dabei versteht sich Köln gerne als seni-
                                           dichtem Parkens auf dem Bürgersteig ge-
                                           schrieben worden. Erst hatte er schrift-      orenfreundliche Stadt, die sich für das
                                           lich versucht, bei der Verwaltung zu ver-
                                           mitteln. „Für die Stadt handelt es sich       Miteinander der Generationen und die
                                           nur um eine kleine Baumaßnahme, aber
                                           eine mit großer Wirkung für die ältere        Teilhabe älterer Mitmenschen engagiert.
                                           Frau, weil hier Barrierefreiheit hergestellt
                                           wird“, unterstreicht er. Doch das Amt für     Auch im Handlungskonzept zur Behin-
                                           Straßen und Verkehrstechnik blieb und
                                           bleibt bis heute bei seiner Ansicht, dass     dertenpolitik steht der klare Satz: „Im
                                           der Platz für das E-Mobil ausreichend sei.
                                           Falls die Seniorin wider Erwarten nicht       Sinne eines disability-mainstreaming
                                           durchkommen sollte, müsse sie den Ab-
                                           schleppdienst rufen. Zudem würde es           müssen künftige Entscheidungen und
                                           einen Präzedenzfall darstellen, würde
                                           für die Seniorin der Bordstein abgesenkt      Mittelfreigaben auch unter dem Aspekt
                                           oder dort eine Rampe angelegt.
                                                                                         einer gleichberechtigten Teilhabe aller

                                                                                         Kölner Bürger und Bürgerinnen getrof-

                                                                                         fen werden.“                        bes

                                                                                         „Ich lebe gern in Nippes, weil ...

                                           So landete die Angelegenheit in den poli-     ... das meine Hood
                                           tischen Gremien. Beim Einwohnerantrag
                                           der Seniorin in der Bezirksvertretung         ist.“
                                           Nippes folgten die Politiker – trotz des      Wenzel Ondˇrej (25)
                                           emotionalen Appells der anwesenden
                                           Rentnerin – mit ganz knapper Mehrheit
                                           von CDU und SPD dem Vorschlag der
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