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40 Leben
Seit 60 Jahren Anlaufstelle in schwierigen Lebenslagen
Carl-Sonnenschein-Haus bietet sozialpädagogische Begleitung für junge Erwachsene
An der Gocher Straße 11 eröffnete 1956 das Carl-Sonnenschein-Haus, ein Wohnheim
für junge Menschen. Das Haus steht an traditionsreicher Stelle, hat den Fokus seiner
Arbeit im Laufe der Jahrzehnte aber immer wieder verändert. Fotos: Biber Happe, bes
Für Passanten auf den ersten Blick ein ihrem Elternhaus oft häusliche Arbeiten Sonnenschein-Haus auf die Arbeit mit
wenig unscheinbar, innerhalb der Häu- abgenommen bekommen haben“, erläu- Behinderten.
serreihe etwas nach hinten versetzt, tert Mitarbeiterin Melanie Guerra beim
Allerdings gibt es seit zehn Jahren kein
liegt das ockerfarben gestrichene Carl- Rundgang durch die Räume klassisches stationäres Heim-Wohnen
Sonnenschein-Haus, das seit 60 Jahren des Hauses. „Wir haben als mehr. Stattdessen leben auch die im Ge-
jungen, benachteiligten Menschen ein Hilfestellung im Alltag auch bäude selbst untergebrachten Bewohner
Zuhause bietet. Das 1956 eröffnete Haus Bilderbücher und Ratgeber in in eigenständigen Appartements. Der
mit großem Innenhof und Terrasse ist für leichter Sprache, die sich un- ehemalige Speisesaal im Erdgeschoss
junge Erwachsene da, die eine geistige sere Bewohner ausleihen kön- wird zurzeit zu Büro- und Verwaltungs-
Behinderung haben oder Schwierigkeiten nen. Und wenn sie sich fit ge- räumen umgebaut. Was jedoch über die
im sozialen Umgang aufweisen. Getragen nug fühlen, können sie in eine Jahrzehnte gleich geblieben ist, sind die
wird das Haus vom Verein „Heimstatt St. herkömmliche Mietwohnung gemeinsamen Aktivitäten und Ausflüge,
Marien“. umziehen, erhalten aber auf die großgeschrieben werden. Das Boots-
Wunsch weiterhin noch Hilfe.“ sport-Team nimmt beispielsweise an Ka-
Sowohl im Haus selbst als auch in ange- nu-Marathons teil, und seit kurzem gibt
schlossenen Wohnungen, die über das Die soziale Jugendarbeit hat es eine Fußballmannschaft, die wöchent-
Stadtgebiet verteilt sind, kümmern sich, an diesem Ort in der Gocher lich trainiert. Die hauseigene Kantine, zu
im Rahmen des ambulanten betreuten Straße eine lange Tradition: Schon Ende der auch ein Partyservice für externe
Wohnens, 25 Mitarbeiter um rund 75 des 19. Jahrhunderts stand auf dem Feiern gehört und die nicht nur Bewoh-
Frauen und Männer ab 18 Jahren. „Wir ha- Grundstück – vor Umbenennung in Go-
ben Wohnungen in der Südstadt, in Niehl, cher Straße lautete die Adresse Thürin- ner, sondern auch Nachbarn offen steht,
Bocklemünd und Bilderstöckchen“, erklärt ger Straße 32 – das St.-Josephs-Stift, ein
Christoph Joerdens, seit 1999 Leiter des katholisches Vereinshaus und Pfarrheim. bietet einigen Bewohnern eine Beschäf-
Carl-Sonnenschein-Hauses. „Es geht uns Damals erhielten Jugendliche hier Hilfe
darum, dass die jungen Menschen selbst- bei Alltags- und Lebensproblemen; auch tigungs- und Qualifizierungsmöglichkeit.
ständig ihren Haushalt führen können in- eine Art Jugendgästehaus war im Gebäu-
klusive Kochen, Putzen und Waschen. Das de untergebracht. Das im Zweiten Welt- Was das Team leistet, davon konnten
müssen viele erst noch lernen, weil sie in krieg stark beschädigte Haus machte
dann Mitte der 1950er-Jahre für den sich die Gäste beim riesigen Jubiläums-
Neubau Platz, dessen Namensgeber der
katholische Priester Carl Sonnenschein Festbüffet selbst überzeugen. bes
ist: Der sozial stark engagierte Geistli-
che hatte von 1903 bis 1904 als Kaplan www.carl-sonnenschein-haus.de
in Nippes gewirkt. Die ersten Bewohner
des Heimes waren junge Berufsanfänger
aus ländlichen Gebieten, die auf der Su-
che nach einem Arbeitsplatz nach Köln
kamen, in den Folgejahren zunehmend
auch Flüchtlinge aus der damaligen
DDR und den früheren deutschen Ost-
gebieten. In den folgenden Jahrzehnten
verlegte sich der Schwerpunkt im Carl-
HeimathirschBar & Kultur
Mauenheimerstr. 4, 50733 Köln-Nippes
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