Page 4 - Fuer-Nippes_2016-2
P. 4

4 Titelstory

Vielfältige Proteste hatten Erfolg

Bezirksvertretung lehnt Bebauung der Kleingärten im Sechzigviertel ab

Köln ist eine wachsende Stadt und braucht Wohnungen. Ende Februar hatte das

Amt für Stadtentwicklung und Statistik in seinem „Stadtentwicklungskonzept

Wohnen“ 76 Flächen im gesamten Stadtgebiet veröffentlicht, die bis 2029 bebaut

werden könnten. Darunter waren auch die mehr als 300 Parzellen des Kleingar-

tenvereins Flora an der Inneren Kanalstraße.  Fotos: Biber Happe, Steffi Machnik

Mit der Gründung der Bürgerinitiati-       dass es eng in Kitas und Schulen gewor-        nach neuen Möglichkeiten zu suchen,
ve „Grüne Lunge Köln“ Anfang April         den sei. „Zudem haben diese Gärten             wo und wie gebaut werden kann.“ Nip-
wehrten sich zahlreiche Pächter der        eine sozio-kulturelle Bedeutung, weil          pes war der letzte der neun Stadtbezirke,
Schrebergärten und Bürger der anlie-       sie intensive Kontakte der Menschen            der über die Vorlage beraten hatte. Am
genden Wohnstraßen im Sechzigviertel       über alle Grenzen hinweg ermöglichen,          23. Juni wird sich erneut der Stadtent-
                                                                                          wicklungsausschuss mit dem Papier be-
gegen die Bebauungspläne. Ihre Re-                                    sind Lebensraum     schäftigen; das letzte Wort hat der Rat in
cherche hatte unter anderem ergeben,                                  für Pflanzen und    seiner Sitzung am 28. Juni. Der kann sich
dass nicht nur der angrenzende Innere                                 Tiere und unge-     noch über die ablehnenden Voten der Be-
Grüngürtel unter Denkmalschutz steht,                                 mein wichtig für    zirksvertretungen hinwegsetzen.
sondern auch die 1922 gegründete Klein-                               das Kleinklima in
gartenanlage. „Wir sehen ja ein, dass                                 der Stadt.“         Unstrittig ist, dass Köln in den nächsten
Köln eine wachsende Stadt ist und neue                                                    Jahren wächst und neue Wohnungen
Wohnungen gebaut werden müssen,                                       Mit diesen Argu-    gebaut werden müssen. Die prognosti-
aber wenn dafür massiv Grünflächen                                    menten liefen die   zierten Zahlen hatten Bruno Bennewitz
geopfert werden sollen, dann ist es keine                             engagierten Klein-  und Jürgen König vom Amt für Stadtent-
lebenswerte Stadt mehr“, sagt Barbara                                 gärtner offene Tü-  wicklung und Statistik den Bezirksvertre-
Burg, Sprecherin der Bürgerinitiative.                                ren bei den Kom-    tern in der Sitzung präsentiert. Bis 2040
Nippes sei mit Grünanlagen nicht ge-                                  munalpolitikern     werden demnach 1.186.000 Menschen in
rade üppig ausgestattet und die letzten                               ein. Sie lehnten    Köln wohnen. Das ist ein Plus von 13,58
großen Bauprojekte im Stadtteil – das                                 einstimmig die Be-  Prozent im Vergleich zum Jahr 2015. Den
ehemalige Bahnausbesserungswerk und                                   bauung der Klein-   stärksten Anstieg mit 9,25 Prozent - das
die Clouth-Werke – hätten dafür gesorgt,   gartenanlage ab, sowie unter anderem           entspricht 100.000 Neubürgern – wird
                                           auch den Vorschlag, Häuser auf dem             es in den nächsten zehn Jahren geben.
                                           Rennbahngelände in Niehl zu bauen. Be-         Daraus ergibt sich rein rechnerisch
                                           zirksbürgermeister Bernd Schößler hatte        ein Bedarf von 66.000 Wohnungen
                                           sich bereits vorab bei einer Informati-        bis 2029. Die Fertigstellung von 31.200
                                           onsveranstaltung der Schrebergärtner           Wohnungen in den nächsten 15 Jahren
                                           gegen eine Bebauung ausgesprochen.             ist aufgrund des „Flächenpotenzials“ re-
                                           Gleichwohl mahnte er: „Das ist erst der        alistisch. Es bleibt eine Lücke von 34.800
                                           Beginn einer notwendigen Diskussion            Wohnungen. Die 76 Bauflächen, die die
                                           und nicht, wie es manchmal dargestellt         Verwaltung in ihrem „Stadtentwick-
                                           wurde, der Start der Bauarbeiten, so dass
                                           übermorgen die Gärten plattgemacht
                                           werden. Das Papier ist erst einmal nur
                                           ein Vorschlag der Verwaltung, den wir
                                           Kommunalpolitiker befürworten oder
                                           auch nicht. Ich möchte Sie wirklich dazu
                                           einladen, mit der Verwaltung zusammen
   1   2   3   4   5   6   7   8   9