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Gutes Arbeitsklima für Azubis in Handel und Handwerk

Fünf Auszubildende berichten über ihren zukünftigen Beruf und die Zeit nach der Lehre

Nippes ist nicht nur gut versorgt mit Geschäften für den täglichen Bedarf und           Publikum gefalle ihr. „Ich habe nur gute
                                                                                        Erfahrungen als ´die nette Verkäuferin`
abends eine gute Adresse für Kölsch, Kultur und Klaaf. Handel und Handwerk              gemacht.“ Ehrgeizig ist Stephanie Abels
                                                                                        auch in der Berufsschule. Die Zeugnisse
bilden auch aus. Wir stellen fünf junge Menschen vor, die in Nippes ihre Ausbil-        sind so gut, dass die junge Frau ein halbes
                                                                                        Jahr früher als geplant ihren Abschluss
dung machen und hier hoffentlich nicht nur den Beruf lernen, sondern auch fürs          machen wird. „Allerdings habe ich mir
                                                                                        noch nicht überlegt, wie es danach wei-
Leben.	                                     Fotos: Biber Happe, Steffi Machnik          tergehen soll. Die Ausbildung läuft gut,
                                                                                        und die steht in der nächsten Zeit im
„Der Zufall hat mich nach zahlreichen Be-   Jahren im vergangenen Jahr ihre Ausbil-     Mittelpunkt.“ Und Berufsschule mit 35
werbungen hier nach Nippes gebracht“,       dung ebenfalls zur Einzelhandelskauf-       Jahren, wo die Mitschülerinnen meist
sagt Sonya Shikarpuri, die im Sommer        frau im Kaufhof angefangen konnte.          deutlich jünger sind? „Ich bin ein offener
2013 im Kaufhof ihre Ausbildung zur         „Zusammen mit meiner Mutter und             Mensch, kann gut auf andere zugehen.
                                                                                        Für meine Mitschülerinnen bin ich eher
Einzelhandelskauffrau in der Parfüme-                   meiner Großmutter haben wir     wie eine große Schwester.“
rie-Abteilung startete. „Aber der Stadt-                eine Kneipe in Ehrenfeld als
teil ist gut. Es gibt viele Geschäfte, und              Familienbetrieb geführt. Als    Handwerk und Handel verbindet als
langweilig ist es hier nicht.“ Vor zwölf                Jugendliche bin ich da reinge-  angehende Augenoptikerin Röhder,
Jahren flüchtete die heute 25-jährige jun-              rutscht, verdiente schon mit    die sich zu Beginn des neuen Jahres,
ge Frau mit ihrer Mutter und ihren zwei                 16 Jahren mein eigenes Geld.“   nach dem Abschluss ihrer dreijährigen
jüngeren Brüdern aus Afghanistan nach                   Sich um einen Ausbildungs-      Ausbildung bei Optik Schiffer, staatlich
Deutschland. Der Vater lebte nicht mehr,                platz zu kümmern, rückte in     geprüfte Optikerin nennen darf. Der
und die Familie erhoffte sich hier einen                immer weitere Ferne. „Ich
Neuanfang. Sie machte an der Haupt-                     habe einen guten Hauptschul-    Kontakt mit den Kunden, die Beratung,
schule „Großer Griechenmarkt“ nach                      abschluss gemacht und wollte    sich immer wieder auf neue Situationen
Klasse zehn ihre Fachoberschulreife und                 auch immer eine Ausbildung      einzustellen, das gefalle ihr an dem Be-
anschließend auf dem Barbara-von-Sell-                  machen. Aber immer kam          ruf. „Heutzutage ersetzen zwar viele Ma-
Berufskolleg das Fachabitur. Von ihrer                  etwas dazwischen.“ Als die      schinen die frühere Handwerksarbeit“,
Ausbildung und den Kollegen ist Shikar-                 Gaststätte geschlossen wer-     sagt Röhder. Aber bei randlosen Brillen
puri ganz begeistert: „Wir verstehen uns    den musste, pflegte Abels ihre schwer       beispielsweise sei immer noch der Opti-
wirklich supergut untereinander.“ Und       kranke Großmutter eineinhalb Jahre bis      ker als Handwerker gefordert. „Spaß an
die Kunden seien überwiegend freund-        zu deren Tod. Zudem musste die heute        Mathematik und Naturwissenschaften
lich. „Wenn wir freundlich sind, dann       14-jährige Tochter versorgt werden. „Eine   und gute Leistungen in diesen Fächern
sind es die Kunden automatisch auch.“       Ausbildung ist wichtig für mich, um mir     sollten die angehenden Auszubildenden
Wie es nach dem Ende der Ausbildung im      einen gewissen Lebensstandard leisten       auf jeden Fall mitbringen“, sagt ihr Chef,
Sommer 2016 weitergehen wird, darüber       zu können, aber auch, weil die Leistung,    Optikermeister Lars Schiffer. „Und diese
hat sich Shikarpuri noch keine Gedanken     etwas geschafft zu haben, gut für die ei-   jungen Leute sind nicht so leicht zu fin-
gemacht. „Erst mal nächstes Jahr im Mai     gene Persönlichkeit ist.“ Gezielte Förde-   den heutzutage.“ Die Leverkusenerin hat
die Zwischenprüfung schaffen.“ Trotz ih-    rung durch die Agentur für Arbeit, viele    nach dem Abitur ein Praktikum gemacht,
rer ungewöhnlichen Lebensgeschichte         Zufälle, Ausdauer und Abels` Kämpfer-       um einen Einblick in ihren späteren Be-
bestätigt Shikarpuri, dass ihr Lebensweg    natur sorgten schließlich dafür, dass die   ruf zu bekommen. „Hier in Nippes ist das
leicht war. „Bisher war es auch so.“        Kölnerin in der Kaufhof-Filiale in Nippes,  Arbeitsklima gut, die Leute sind aufge-
                                            Abteilung für junge Mode, einen Ausbil-     schlossen und wenn man sich bemüht,
Durch viele Umwege im Leben kam es          dungsplatz fand. „Ich habe es mir nicht     gelingt die Arbeit.“ Als junge Gesellin hat
dazu, dass Stephanie Abels erst mit 34      ausgesucht, aber die Abteilung ist ein      die 25-Jährige jedenfalls beste Berufsaus-
                                                                                        sichten.
                                            Glückstreffer“, schwärmt Abels. „Mode
                                            ist mein Steckenpferd, und ich fühle mich
                                            hier sehr wohl. Der Zusammenhalt unter
                                            den Kollegen ist sehr gut und überhaupt
                                            ist es hier sehr familiär.“ Das gemischte
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