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26 Ortsgeschichte
Als Köln noch mit C geschrieben wurde
Fassadensanierung brachte alte Reklame zum Vorschein
Mehr als 100 Jahre alt ist die Werbung am Wohn- und Geschäftshaus an der Neu- taucht in der Werbung nicht auf, dafür
sser Straße. Es ist ein Hinweis auf die Färberei von Heinrich Windweh. die schon damals wichtige Zeitangabe:
Lieferung auf Wunsch in 1 (!) Tage. Und:
sehr selten“, ergänzt Joseph Fabrik und Annahme Cöln Nippes. Köln
Terhaag. wurde damals noch mit C geschrieben.
Das änderte sich erst 1919.
In drei mit Stuck verzierten Das imposante Eckhaus wurde 1897 er-
Fensterhöhlungen steht un-
tereinander in leicht verschnör- baut und 1919 von Joseph Terhaags Groß-
kelter, weißer Schrift auf fri-
schem Blau der Hinweis auf mutter Margarete gekauft. „Sie hat die
die Färberei von Heinrich
Windweh in der Cranachstra- vormalige Gastwirtschaft übernommen
ße Nummer fünf. Die Wer-
bung war von 1908 bis 1928 und in Haus Terhaag umbenannt. Das Lo-
sichtbar. Dass es sich um die
Firma Windweh handelte, be- kal gab es bis Ende 1975“, weiß der Enkel.
stätigte das „Archiv für Stadt-
teilgeschichte“. „Pit Hoff hat für uns in Zwei vergilbte Zeitungsausschnitte zeu-
Greven´s Adressbuch geforscht und ei-
nen Eintrag von 1908 zur Annahmestelle gen von der „Wirtschafts-Eröffnung“ im
der Färberei Windweh gefunden“, be-
richtet Terhaag. Schließlich weist eine Juli 1919 mit dem Versprechen: „Wie bisher
„Michelangelo“-Hand auf die gegenüber-
liegende Straßenseite. Denn ein Name so gelangen auch für die Folge nur prima
Speisen und Getränke zum Verkauf.“ Wie-
„Eigentlich sollte der Nippeser Künstler dereröffnung wurde am 16. Oktober 1948
Rolf Jahn die Fassade zur Cranachstra-
ße verschönern, aber das war nicht ge- gefeiert. Das stattliche Haus hatte den
nehmigungsfähig“, sagt Josef Terhaag.
Zusammen mit seiner Schwester Gisela Zweiten Weltkrieg mit viel Glück äußer-
Nachtsheim gehört dem Versicherungs-
makler das denkmalgeschützte Wohn- lich nur wenig beschädigt überstanden.
und Geschäftshaus Neusser Straße/
Mit der neuen Außenhaut ist das Gebäu-
Ecke Cranachstra-
ße. Anfang des de jetzt wieder ein echtes Schmuckstück
Jahres haben die
Geschwister die an der Neusser Straße. mac
Fassade renovie-
ren lassen. Nach
dem Entfernen
von drei Farb-
schichten blieb
eine alte Reklame
vom Anfang des
letzten Jahrhun-
derts übrig. „Die
Ölfarbe hatte sich
mit dem Putz ver-
bunden. Die De-
koration war nicht
wegzukriegen.“
Also machten die
Terhaags aus der
Not eine Tugend
und ließen die
alte Werbeschrift
in neuem Glanz
erstrahlen. „Auch
der Denkmal-
schützer hat sich
gefreut. Denn eine
Fassadenwerbung
in dieser Form sei

