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20 ... aus der Geschichte von Nippes
Die Clouth-Werke - Teil 2
Wirtschaftliche Expansion
Nicht eine Firma gab es in Nippes an der Niehler Straße, sondern auf dem Gelände und Interessenvertretungen aktiv, etwa
existierten neben den Clouth-Werken noch die „Land- und Seekabelwerke“, die zu im „Verein der deutschen Kautschukwa-
Beginn des 20. Jahrhunderts besonders erfolgreich waren. renfabriken“ und im „Zentralverband
deutscher Industrieller“. Er gehörte auch
1890 begann die Firma Franz Clouth Nippes. Die Firma Clouth entwickelte als Vorstandsmitglied einem Vorläufer
mit der Produktion von isolierten Ka- und produzierte gummierte Seide für des heutigen Tüv Rheinland an, nämlich
beln. Nachdem Kooperationsverhand- die Außenhülle der LZ1. Auch Ballon- dem „Rheinischen Dampfkessel-Überwa-
lungen mit der Firma Felten & Guille- chungsverein“. An-
aume gescheitert waren, wurde unter lässlich seines 70.
der Bezeichnung „Guttaperchaisolierte Geburtstages am
Drähte und Kabel“ eine Kabelfabrika- 18. Februar 1908
tion gestartet. Die für diese Produkti- schenkte Franz
on benötigten Fachkräfte warb Clouth Clouth der Stadt
bei Siemens & Halske in Berlin ab. Das Köln die Summe
Kabelgeschäft lief offensichtlich gut. von 10 000 Mark
Am 11. Mai 1898 wurden die „Land- und zum Ankauf von
Seekabelwerke“ gegründet, an denen Gemälden für
Franz Clouth mit 50 Prozent beteiligt Kölner Museen.
war. Die eigene Kabelproduktion wurde Zweieinhalb Jahre
dafür aufgegeben. Besonders das See- später, am 7. Sep-
kabelgeschäft boomte. Clouth erwarb tember 1910, starb
in England ein eigenes Kabelschiff. Von Unvorhergesehene Zwischenlandung in Frankfurt 1910 er dann ganz un-
den „Land- und Seekabelwerken“ wurde erwartet in seiner
unter anderem auch das erste Fernkabel seide wurde in der Firma gefertigt, und Villa in Nippes.
von Emden nach New York verlegt. Für schließlich stellten die Clouth-Werke ei-
die Bürgerinnen und Bürger in Nippes, gene Freiballons her: Clouth I bis Clouth Nach dem Tod des Firmengründers wur-
bisweilen auch für die Beschäftigten V. Der Ballon Clouth I wurde im Mai 1908 de seine Witwe Josefine Haupteigen-
selbst, stellten „Clouth“ und „Land & in Betrieb genommen. Ein Höhepunkt tümerin. Max Clouth wurde alleiniger
See“ meist eine einzige zusammenhän- dieser Entwicklung war 1910 erreicht: Geschäftsführer. Das Firmengelände
gende Fabrik dar. Das Luftschiff Clouth, konstruiert und erstreckte sich damals über 40 000 Qua-
gebaut ab 1908, wurde eingeweiht mit dratmeter, und die
Ein Absatzgebiet für Kabel und Verkabe- einer „Jungfernfahrt“ von Köln nach Belegschaft um-
lungen waren die damaligen deutschen Frankfurt, auf der es allerdings eine un- fasste rund 680
Kolonien. Franz Clouth unterstützte auf vorhergesehene Zwischenlandung mit- Leute. In Nippes
verschiedene Weise die koloniale Ex- ten in Franfurt gab. Das Luftschiff war wurde eine Straße
pansion des deutschen Kaiserreiches, 42 Meter lang, hatte einen Durchmesser nach Franz Clouth
die etwa ab 1890 stattfand. Außerdem von 8,25 Meter und ein Gasvolumen von benannt. Sie führte
engagierte er sich gewinnbringend in 1700 Kubikmeter - ein „Winzling“ unter von der Florastraße zur Xantener Stra-
der Rüstungsindustrie, vor allem mit den damaligen Luftschiffen. Maßgeb- ße. Wegen späterer Erweiterungen des
Tauchgeräten und Vorrichtungen zur lich an seiner Entwicklung beteiligt war Werksgeländes ist von dieser Straße heu-
Bergung von gesunkenen Schiffen, aber Franz Clouths Sohn Richard. Die Clouth, te so gut wie nichts mehr übrig geblieben.
auch mit wasserdichten Armeezelten verschiedentlich umgebaut, brachte es
und verschie- immerhin auf insgesamt mindestens 13 ... in der nächsten Ausgabe geht es weiter!
denen Schläuchen Fahrten, meist auf der ILA, der interna-
und Belägen. Auch tionalen Luftschifffahrt-Ausstellung in Winfried Schumacher
an der Entwick- Frankfurt am Main. www.archiv-koeln-nippes.de
lung des Luft- Quelle:
schiffs „Zeppelin 1901 war die Firma Clouth, bis dahin eine Franz Clouth Rheinische Gummiwarenfabrik AG
1“ (LZ1) war die OHG, eine offene Handeslgesellschaft, (Hrsg.): Clouth 1862 | 1962 - Wagnis Arbeit Erfolg / 100
Firma maßgeblich in eine GmbH (Gesellschaft mit be- Jahre Clouth, Köln 1962
beteiligt. Graf Zep- schränkter Haftung) umgewandelt wor- Manfred Backhausen: Leben in Nippes – Arbeiten bei
pelin und Franz den. Teilhaber und Mitgeschäftsführer Clouth. Aus der Clouth‘schen Familien-, Sozial- und
Clouth kannten war seitdem Alfred Clouths Sohn Maxi- Industriegeschichte. Pulheim 2005
John Duggan, Gisela Woodward: Clouth. Das Luftschiff
sich persönlich. milian, kurz Max genannt. Die Familien- von Köln / The Airship from Cologne. Ickenham 1996
1899 besuchte der kontinuität war somit gesichert. Franz
Graf das Werk in Clouth war in mehreren Dachverbänden Archiv für Stadtteilgeschichte Köln-Nippes e.V. (Hrsg.):
Loss mer jet durch Neppes jon. Der Stadtteilführer. Köln
(3. Aufl.) 2010, S. 65 f.

