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28 Menschen

„Das war hier mal ein Allround-Laden“

Hauslieferung für Stammkunden

Seit 53 Jahren betreibt das Ehepaar Voetz ein Lebensmittelgeschäft an der Niehler   sorgungsamt’, weil meine Frau für die
Straße. Mit den Ladenbesitzern sind auch die Stammkunden alt geworden.              Nachbarschaft gekocht hat“, sagt Vo-
                                                                                    etz. Und abends trafen sich alle in der
                                          sind noch drei alte                       benachbarten Gaststätte Koch. Die gibt
                                                                                    es nicht mehr, in den Räumen hat sich
                                          Frauen, weit über                         jetzt ein „Institut für Medienrecht“ nie-
                                                                                    dergelassen.
                                          80 Jahre alt.“ De-
                                                                                    Die Menschlichkeit, der persönliche
                                          nen liefert Voetz                         Kontakt zu den Nachbarn und Kunden
                                                                                    sei in den Jahren auf der Strecke geblie-
                                          Freitag nachmit-                          ben, meint ein Nachbar, der seit mehr
                                                                                    als 40 Jahren Stammkunde ist. „Hier in
                                          tags die Ware ins                         der Küche bei den Voetz kann man sit-
                                                                                    zen, kölsch schwade und auch Kölsch
                                          Haus, wie in den                          trinken.“ Helmut Voetz kramt in der
                                                                                    Schublade und sucht nach alten Fotos,
                                          vergangenen fünf                          die ihn und seine Frau im Geschäft zei-
                                                                                    gen, die Regale prall gefüllt. „So sah das
                                          Jahrzehnten. „Das

                                          war hier mal ein

                                          Allround-Laden“,

                                          sagt der gebürtige

                                          Kölner und lässt

                                          mit großen Gesten

                                          seine Arme in der

                                          Luft kreisen. „ Wir

                                          hatten Tiefkühl-

                                          kost, Wurst und

                                          Brot wurde uns

Ab und zu denkt Helmut Voetz schon von drei verschiedenen Backfabriken

mal ans Aufhören, aber der 75-jährige geliefert, immer frisch.“ Jetzt stehen

Kaufmann wirkt in seiner Kniebund- zwei rosa Geranien, ein Sack Blumen-

hose und der Strickjacke so agil, dass erde und zwei Kisten Tomaten auf dem

er seinen Vorsatz selbst nicht ernst zu Fenstersims und warten auf Kunden,

nehmen scheint. Seit 53 Jahren betreibt die nur noch eilig die Niehler Straße

er mit seiner Frau Anneliese ein kleines in ihren Autos entlang rasen. „Hier in

Lebensmittelgeschäft an der Niehler der Nachbarschaft gab es ja viele Post-

Straße 33. Die Öffnungszei-               häuser. Da kamen die Leute

ten haben die beiden schon Die Supermärkte alle zu uns“, weiß Voetz und
stark eingeschränkt, kom- haben die kleinen schimpft im selben Atemzug              hier früher aus“, sagt er stolz und zeigt

men nur noch am Mittwoch, Geschäfte kaputt auf die Supermärkte und Ein-             die Schwarzweißaufnahmen. Dennoch

Donnerstag und Freitag         gemacht    kaufszentren. „Die haben die              habe er keine Probleme, sich vom Laden

aus Erftstadt in ihre zweites             kleinen Geschäfte doch ka-                zu trennen. „Wir haben unser Leben ge-

Wohnzimmer, das sich direkt neben putt gemacht.“ Obwohl die Ware hier               lebt.“ Und seine Frau wünscht sich ein

dem 26 Quadratmeter großen Ver- vielleicht „fünf Groschen mih jekostet              wenig mehr Freizeit. „Der Körper macht

kaufsraum befindet.                       hat“, wirft seine Frau ein. „Aber mein    einfach nicht mehr so mit.“ Doch dauer-

                                          Mann kennt sich aus, Spargel und Äp-      haft kann sich niemand Helmut Voetz

Hier stehen auf der ausladenden The- fel kommen vom Land.“ Schließlich hat          nur in seinem Haus in Erftstadt vorstel-

ke weiße und braune Eier zum Verkauf Helmut Voetz sieben Jahre als Gärtner          len, auf der Terrasse ohne Kontakt zu

und Konserven mit Eintopf, Sauerkraut                                               den Menschen in Nippes. Da würde ihm

und feinen Erbsen sind ansprechend                                                  und Nippes was fehlen.  mac

gestapelt. Die Regale dagegen sind eher

übersichtlich gestaltet, aber haltbare                                              „Ich bin Mitglied im Verein Für Nippes,
                                                                                    weil ...
Lebensmittel wie Öl, Salz und Soßen-

binder sind immer noch zu haben. Über

dem Tresen hängt die Küppers Kölsch-

Leuchtreklame und Prilblümchen zieren

die Oberkante der Regale. Die Tapete ist

mit den Ladenbesitzern in die Jahre ge-

kommen.                                                                             ... ich die Idee gut
                                                                                    finde, das Viertel
                                          gearbeitet hat, bevor er sein Lebensmit-  zu unterstützen.“
                                                                                    Stefan Marx (46)
„Die Stammkunden sterben aus“, stellt telgeschäft in Nippes eröffnet hat. „Die

Voetz nüchtern fest. „Übrig geblieben Leute nannten das doch hier ‚unser Ver-

Das Stadtteilmagazin
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