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14 | Riehl Intern Aus dem Veedel

Die Geschichte vom sehr schrägen Bürgersteig

  In der letzten Ausgabe von Riehl Intern                 Damit fehlte den
         3/2016 berichteten wir zum Thema „bar-           Bauherrn die Orien-
      rierefreier Straßenraum“ über den sehr              tierung, wo und wie
      schrägen Bürgersteig vor den Geschäften             genau gebaut wer-
      an der Stammheimer Straße 117 bis 123.              den könnte. „Es gab
                                                          auch keinen Archi-
      Wer genau hinschaut, wird feststellen, dass         tekten, sondern nur
      der Eingang in den Schreibwarenladen von            einen Maurer, der mit einem Stock die Um-
      Marlene Blum deutlich höher liegt als bei           risse des geplanten Hauses in den Sand gemalt
      den angrenzenden Häusern. Das liegt nicht           hat. Dann wurde im Herbst 1947 losgebaut.“
      zuletzt am dollen Bier und den Wirren in der        Den Familiennamen des Handwerkers kann-
      unmittelbaren Nachkriegszeit. „Als mein Va-         te Friedel Iserloh nicht einmal. „Der hieß bei
      ter und das Ehepaar Theisel 1947 beschlos-          allen in Riehl nur ´et Bröckelsche`, weil er so
      sen, gemeinsam ein kleines Ladenlokal an            hoch wie breit war.“ ´Et Bröckelsche` zeichne-
      der Stammheimer Straße 117 zu bauen, gab            te auch die Umrisse des Geschäftshauses der
                                                          Familien Theisel (Schreibwaren) und Iserloh
                                    es an dieser Stelle   (Uhren) in den Sand, doch wie hoch sollte
                                    nur eine Brachflä-    die Bodenplatte sein? Schließlich schickte
                                    che. Nur das Post-    die Stadt einen Mitarbeiter nach Riehl. „Der
                                    gebäude und das       hatte nur einen Zollstock und einen Stab mit
                                    Eckhaus Stammhei-     einem roten Strich dabei“, erzählt Iserloh.
                                    mer Straße/Riehler    Nachdem alle an der Planung Beteiligten
                                    Tal standen noch.     sich mit reichlich Bier und Schnaps vorab
Stammheimer Str. um 1955 Dazwischen war im                zugeprostet hatten, rammte der Mitarbeiter
      Krieg alles zerstört worden“, erinnert sich         der Stadt den Stab mit der roten Markie-
      Friedel (Friedrich) Iserloh (81), der bis ins Jahr  rung in den Boden und bestimmte damit die
      2000 ein Uhren- und Schmuckgeschäft an              Sockelhöhe des Hauses. Das passte nicht zu
      der Stammheimer Straße 123 führte. „Die             100 Prozent, denn als später der Bürgersteig
      Fahrbahn der Stammheimer Straße war viel            gebaut wurde, führten drei Stufen in den
      schmaler und einen Bürgersteig gab es noch          Laden von Theisel und Iserloh. „Mein Va-
      gar nicht. Das war hier alles offenes Gelände.“     ter hat den Chef des Bautrupps gefragt, ob
                                                          er den Bürgersteig am Eingang nicht sanft
                                                          anschrägen könne, damit die drei Stufen
                                                          verschwinden. Das sei unmöglich, hat der
                                                          geantwortet. Als der Vorarbeiter außer
                                                          Reichweite war, kamen die Arbeiter ins Ge-
                                                          schäft meines Vaters und meinten, wenn sie
                                                          einen Kasten Bier bekämen, könnten sie den
                                                          Bürgersteig sehr wohl anschrägen.“ Seit-
                                                          dem gibt es nur noch eine Stufe in den La-
                                                          den von Marlene Blum. Aber die Geschichte
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