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24 ... aus der Geschichte von Nippes
Eröffnung der U-Bahn nach Nippes vor
45 Jahren
Am 25. August 1974 fuhr die U-Bahn durch Nippes bis zur Mollwitzstraße. „Nippes
ist von jetzt an kein ‚Ausland‘ mehr“, schrieb die Kölnische Rundschau. Die Trasse
unter der Erde sollte höhere Geschwindigkeiten und Fahrtzeitverkürzung für die
Bahnkunden schaffen und Platz für den Autoverkehr auf der Neusser Straße. Da-
her wurden auch größere Haltestellenabstände gewählt als sonst in Köln üblich,
was heute für die Kunden relativ lange Fußwege bedeutet. An der Mollwitzstraße
entstand eine provisorische Tunnelrampe, um einen Weiterbau zu erleichtern.
Der Rat der Stadt Köln entschied sich Einwohnerdichte gebaut wur- weitere auf. Nach dem Anschluss an das
1962 für das Konzept „autogerechte de. Von 1966 bis 1974 erfolgte Kölner U-Bahn-Netz veränderte sich das
Stadt“. Weil der Individualverkehr wuchs, die bis dahin größte Strecken- Kaufverhalten der Bewohner wiederum:
sollten die Schienen unter die Erde. Be- erweiterung mit einer Länge Viele kauften jetzt, zumindest bei grö-
schlossen wurden allerdings keine reinen von insgesamt 12,3 Kilometern ßeren Anschaffungen, eher in der Innen-
U-Bahn-Strecken, sondern eine teilweise und zwölf neuen Haltestel- stadt ein. Der Umsatzrückgang zwang
in den Untergrund verlegte Straßenbahn, len. Sie führte vom Breslauer weitere Kaufleute zur Geschäftsaufgabe.
deren Züge an anderen Stellen, besonders Platz und Hansaring zum Zoo So schlossen in dieser Zeit das Modehaus
auch bei der Rheinquerung, oberirdisch und unter der Neusser Straße Nachtsheim, Hosen Löwenthal, Damen-
weiterfahren konnten. Man sprach von mit einem viergleisigen Tun- moden Müller, Le-
der „Unterpflasterbahn“ oder „U-Stra- nel-Bahnhof am Ebertplatz. derwaren Eyckmei-
ßenbahn“. Heute heißt es „Stadtbahn“, im Die Tunnelstrecke nach Nor- er, Herrenmode
Alltag „U-Bahn“. den unter der Neusser Straße Schweren und Da-
bekam höchste Priorität. Gebaut wurde menmode Greive,
Die erste „Ausbaustufe Innenstadt“ in nach oben hin offener Bauweise. Das aber auch das Mö-
wurde nach und nach erweitert. Aus Fi- ermöglichte ein einfacheres Arbeiten, be- belhaus Schmitz
nanzgründen verzichtete man auf einen hinderte allerdings den Verkehr während und die Kaffeerös-
Gesamtplan. Stattdessen wurde jeweils tereien Soressi und
dort gebaut, wo der Bedarf nach Verkehrs- der Bauzeit sehr stark. Der Bauzaun ge- Goedecke.
anbindung und Entlastung der Straßen währte freien Blick in den Baugraben und
am dringendsten war. 1973 beispielswei- auf die schweren Bagger, Transportfahr- 1994 wurde das
se entstand die Strecke nach Chorweiler, zeuge und Kräne. In dicken Rohren wurde gesamte Kölner Liniennetz mit der Tren-
wo die „Neue Stadt“ mit ihrer sehr hohen das Grundwasser abgepumpt. Während nung in Nord-Süd- und Ost-West-Linien
des Baus führte die Bahn vom Ebertplatz neu organisiert. Im Jahr 2001 entschied
über die Niehler Straße und durch die der Rat, das Niederflurnetz zu erweitern.
Auerstraße zur Kempener Straße. Lange Darin integriert wurde die Strecke über die
Fußwege, dichter Autoverkehr neben den Neusser Straße und die Ringe, die Linien
schmalen Bürgersteigen, Lärm, Dreck und 12, 15 sowie die heute nicht mehr beste-
Erschütterungen wurden über Jahre all- hende Linie 6. Daraus folgte die Spaltung
tägliche Begleiter für die Bewohnerinnen des Kölner Stadtbahn-Netzes in Hochflur-
und Bewohner von Nippes. und Niederflur-Linien im Jahr 2003. Seit-
Der U-Bahnbau veränderte Nippes nach- dem gibt es von Nippes aus keine direkte
haltig. Bis in die 1950er Jahre dominierten Verbindung mehr zum U-Bahnhof Dom/
auf der Neusser Straße kleinere Lebens- Hauptbahnhof.
mittel- und Bekleidungsgeschäfte sowie
Fachgeschäfte für verschiedene Waren. Walter Schulz
In den 1960er Jahren verdrängten die www.archiv-koeln-nippes.de
neuen Supermärkte viele selbständige
Kaufleute. Während der Bauzeit gaben

