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30 Leben
Auf ein Kölsch im Kappes mit Didi Broicher
Als Präsident hält der ehemalige Karnevalsprinz die 400 Appelsinefunke zusammen
Der 55-jährige Weidenpescher hat den Karneval mit der Muttermilch aufgesogen, erwähnen. Das übernehme ich auch und
denn er kam am Karnevalsdienstag im St. Vinzenz-Hospital zur Welt. Schon da- auch sehr gerne.
mals zog die Nippeser Bürgerwehr durchs Krankenhaus und brachte dem kleinen
Dietmar das erste Ständchen. In Nippes veranstaltet die Bürgerwehr
seit Jahren im Mai ein großes Straßen-
Für Nippes: Herr Broicher, war es nach zusammen. Wenn mich andere Prinzen fest, das allerdings nicht bei allen An-
diesem frühkindlichen Erlebnis eigentlich fragen, was das alles kostet, kommt die klang findet.
selbstverständlich, dass Sie in die Nippe- Antwort erst zum Schluss. Denn vorab Wir können es nicht jedem Recht ma-
ser Bürgerwehr eingetreten sind? muss geklärt sein, ob man drei Monate chen, obwohl wir immer bemüht sind,
im Job abkömmlich ist und ob die Fami- eine bunte Mischung anzubieten. Das
Didi Broicher: Auf jeden Fall. Ich bin lie mitmacht. Erst dann kommt die Fra- Fest ist jedes Jahr rappelvoll, die Händler
1992, ein Jahr, bevor Wicki Junggeburth ge nach dem Geld. kommen immer wieder und sind offen-
sichtlich zufrieden. Für viele ehemalige
Nippeser ist das der Treffpunkt im Jahr,
um ehemalige Nachbarn und alte Be-
kannte wiederzusehen. Ich kenne sonst
keinen Karnevalsverein, der ein derart
großes Straßenfest organsiert. Und wir
wollen es beibehalten.
Das ist das Erbe von Manfred Wolff, der
mehr als 20 Jahre Präsident und Kom-
mandant gleichzeitig war. Und seit
2009 stehen Sie an der Spitze der Bür-
gerwehr.
Ich wollte das Amt nur drei Jahre über-
nehmen und dachte, nach der Pflicht als
Karnevalsprinz kommt jetzt die Kür als
Präsident und habe okay gesagt.
als erster singender Prinz durch die Säle Mich interessiert viel mehr, warum Sie Und dann haben Sie um drei Jahre ver-
zog, Mitglied der Bürgerwehr geworden. sich in einem Karnevalsverein engagie- längert.
Meine Frau und meine beiden Kinder ren. Ja. Ich bin derjenige, der unsere 400
sind es übrigens auch. Ich habe mir un- Mit der Wache unterwegs zu sein, macht Mitglieder zusammenschweißt. Das
ser Dreigestirn damals angeschaut und den größten Spaß. Dabei tanze ich gar ist meine Hauptaufgabe. Dazu kommt
zu unserem Präsident Manfred Wolff nicht. Wir unterhalten die Leute, brin- die die Präsentation nach außen. Wirk-
gesagt: Dat möchte ich auch ens ma- gen gute Laune mit, und das Tanzpaar lich was zu sagen, habe ich allerdings
chen. auf der Bühne wirbelt. Hinterher im Bus nur bei den Vorstandssitzungen und
ist ebenfalls meistens gute Stimmung der Vollversammlung. Im Feld muss ich
Und zehn Jahre später, 2003, zum hun- und wir lachen viel. Die Teilnahme am mich unserem Kommandant Markus
dertjährigen Bestehen der Bürgerwehr, Rosenmontagszug und hier in Nippes Lambrechts unterordnen.
waren Sie tatsächlich der Prinz. am Dienstagszug sind natürlich auch
Prinz zu sein, war schon mein Kindheits- Gründe. Manfred Wolff war noch beides in einer
und Jugendtraum. Noch heute habe ich Person.
zwei bis drei Einladungen im Monat, die Und nicht zu vergessen die Sitzung an Ja. Und er hat die Nippeser Bürgerwehr
an den ehemaligen Karnevalsprinz ge- Weiberfastnacht auf dem Wilhelmplatz. groß nach vorn gebracht. Seit 2001 sind
richtet sind. Die ist etwas ganz Besonderes. Ein Besu- wir eines der neun Traditionscorps im
cher hat mir einmal gesagt, dass er dort Festkomitee Kölner Karneval und haben
Das ist ein anstrengender Job. so nah wie sonst nirgendwo ans Drei- dadurch Mitglieder aus allen Stadttei-
Ja, egal wie kurz oder lang die Session gestirn kommt. Ach ja, ich hatte ganz len, auch von der Schäl Sick. Und insge-
ist, 440 Auftritte kommen trotzdem vergessen, die Leitung der Sitzungen zu samt dreimal das Dreigestirn gestellt.
Der plötzliche Tod von Wolff 2009 hat
die Bürgerwehr damals getroffen.
Die Beerdigung war meine erste Amts-
handlung als Präsident. Ich ging als

