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22 ... aus der Geschichte von Nippes

Das Eisenbahnausbesserungswerk - Teil 4

Stilllegung des Werks und Entstehung eines neuen Wohngebiets

Bald nach der Wiedereröffnung des Eisenbahn-Ausbesserungswerks setzte schon
ein Abbau der Fertigungsbetriebe ein. Anfang 1962 war die Gesamtbelegschaft
noch 1 195 Personen stark, aber der Rückbau ging weiter, und schließlich wurde
1978 das „Bundesbahn-Ausbesserungswerk“ (BAW) ganz aufgegeben.

Einige Hallen blieben zunächst stehen.     storen. 1998 wurde eine großflächige
Sie wurden von anderen Dienststellen       Neubebauung beschlossen. Ein neues
der Deutschen Bahn (DB) belegt. Die        Viertel mit gemischter Nutzung sollte
Lehrwerkstatt machte noch weiter, zu-      entstehen, wobei die bisherigen „Zwi-
sätzlich wurde sogar eine Sonderwerk-      schennutzer“ bedacht werden sollten.
stätte für Behinderte auf dem BAW-Ge-      1999 erwarb dann die „Ewald Hohr
lände eingerichtet. Als die DB sich Ende   Wohnungsbau GmbH & Co. KG“ das
                                           gesamte Gelände. Es wurde zwar noch
Alter Worringer Bahnhof 2011               ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben,         Autofreie Siedlung Juli 2009 Bahnwärterweg
                                           wodurch unter anderem das Modell-
der 1980er Jahre ganz zurückzog, richte-   projekt „Autofreies Wohnen“ fester Be-      derspielplätze gibt es zwar, doch Lä-
                                           standteil des Gesamtvorhabens wurde,        den, Gaststätten und Räumlichkeiten
ten sich in den freigewordenen Gebäu-      aber dann kam vieles anders: Der Ge-        für kulturelle Angebote insbesondere
                                           neralunternehmer setzte sich über die       für Jugendliche fehlen auf dem Gelän-
den Künstler und verschiedene Betriebe     Ergebnisse des Wettbewerbs hinweg –         de. Die Anbindung an den öffentlichen
                                           argumentiert wurde mit „mangelnder          Nahverkehr hat sich etwas verbessert:
als „Zwischennutzer“ ein. Der Trägerver-   Wirtschaftlichkeit“ – und viele der bishe-  Mittlerweile gibt es einen Fußweg, über
                                           rigen „Zwischennutzer“ gaben auf oder       den man die S- und U-Bahn-Haltestelle
ein „Zug um Zug“ holte das denkmal-        fanden anderswo Räumlichkeiten. „Die        „Geldernstraße/Parkgürtel“ (nördlich
                                           Kantine“ beispielsweise zog im Sommer
geschützte Holzgebäude des Worringer       2003 auf das „Glanzstoff“-Gelände an        Sozialbauten 2011 Am Ausbesserungswerk
                                           der Neusser Landstraße. Hohr erreichte,
Bahnhofs nach Nippes. Der Bau steht jetzt  dass der Stadtrat 2004 eine Bebauung        des Geländes gelegen) zügig erreichen
                                           mit Reihen- und Einfamilienhäusern          kann. Eine fußläufige Verbindung zur
im Osten des ehemaligen Werksgelän-        und mit Sozialwohnungen genehmigte,         S-Bahn-Haltestelle „Nippes“ im Süden
                                           die mit dem ursprünglichen Plan nur         des Geländes gibt es schon länger. Ob
des, an der Kempener Straße. Der Verein    noch wenig zu tun hatte. Die autofreie      es jemals eine Buslinie geben wird, die
                                           Siedlung blieb, wenn auch mit gewissen      durch das Gelände führt, das steht in
                      baute außerdem       Veränderungen, Teil des neuen Gesamt-       den Sternen.
                                           plans und wurde auch, mit einem ande-
                      in leerstehenden     ren Bauträger, realisiert.                  Winfried Schumacher
                                                                                       www.archiv-koeln-nippes.de
                      Hallen verschie-     Mittlerweile ist das neue Wohnviertel
                                           weitgehend fertiggestellt; die Infra-        Quelle:
                      dene Handwerks-      struktur ist eher spärlich. Die Sozial-      Walter Schulz, Vom Motor der Industrialisierung zum
                                           wohnungen befinden sich nun in einem         „Alten Eisen“. Die Eisenbahnwerkstätte Köln-Nippes
                      betriebe auf und     langgestreckten Gebäudezug im Osten          in: Stadtteilarchiv Köln-Nippes e.V. (Hrsg.); Loß mer jet
                                           des Geländes, der sich entlang der Bahn-     durch Neppes jon. Ein Streifzug durch die Geschichte;
                      startete soziale     trasse hinzieht und als „Lärmschutzrie-      Köln 1987, S. 72-84.
                                           gel“ für die übrigen Gebäude fungiert.       Archiv für Stadtteilgeschichte Köln-Nippes e.V.: Loß
                      und ökologische      Die Bewohner dieses „Lärmschutzrie-          mer jet durch Neppes jon. Ein Stadtteilführer; Köln, 1.-
                                           gels“ fühlen sich belästigt durch den        3. Aufl., 2000-2010
                      Initiativen. Dane-   Eisenbahnlärm, weil zudem die DB auf         Bestände des „Archivs für Stadtteilgeschichte Köln-
                                           der vorhandenen Trasse ein zusätzliches      Nippes e.V.“
                      ben entwickelte      Gleis und eine Waschanlage plant. Die
                                           Bahn lehnt das Errichten von Lärm-
                      sich „Die Kantine“   schutzanlagen ab, zum Leidwesen der
                                           Anwohner. Weitere Probleme sind für
                      zu einer gefragten   die Zukunft wohl abzusehen, vor allem
                                           wegen der doch ziemlich kärglichen
                      Location für kul-    Infrastruktur des neuen Viertels. Kin-

Die Kantine August    turelle Veranstal-
1999                  tungen, vor allem
                      Tanz- und Disco-

Betrieb. Der größte Teil des ehemaligen

Betriebsgeländes blieb aber ungenutzt

und wurde zur Industriebrache.

Natürlich weckte das Gelände die Be-
gehrlichkeit von potentiellen Inve-

Das Stadtteilmagazin
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